Überzeugungsarbeit für das ORF-Gesetz im freiheitlichen Lager: Prantner, nun ORF-Technik.

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STANDARD: Sie werden mit Jahreswechsel Vizedirektor in der technischen Direktion. Redakteursrat und Betriebsrat finden, das ist ein Posten, der a) nicht vorgesehen sei und den b) niemand brauche.

Prantner: Ich trete ja keinen völlig neuen Job an, sondern werde auch weiterhin sämtliche Aufgaben der bisherigen Onlinedirektion nunmehr in der technischen Direktion wahrnehmen. Dass ich diese Aufgaben bisher nicht unerfolgreich bewältigt habe, attestieren mir sogar Kritiker. Der wichtigste Erfolg war die Einführung der ORF-TVthek, die beim Publikum hervorragend ankommt und heute nicht mehr aus dem Medienangebot des ORF wegzudenken ist. Damit konnten wir neben zahlreichen Relaunches durch die beste Onlineredaktion des Landes - zur Sicherung der Marktführerschaft von ORF.at beitragen. Weiters sind die Teletext-Reform und die Umsetzung zahlreicher Neue Medien-Projekte zu erwähnen.

STANDARD: Ist die Onlinedirektion obsolet, wie ihre Abschaffung mit Ende 2011 signalisiert?

Prantner: Die Ernennung des Onlinechefs zum stellvertretenden technischen Direktor ist ein klares Signal, dass der so wichtige Zukunftsbereich Online auch weiterhin einen hohen Stellenwert in der Führungsebene des Unternehmens haben wird.

STANDARD: Der Redakteursrat erinnerte, dass ein Führungsjob für Sie Bedingung von FP-Stiftungsrat Norbert Steger war, Alexander Wrabetz zum General zu wählen. Das soll wohl heißen: Ihr Job ist ein reiner Politwunsch.

Prantner: Es ist keine Schande von Stiftungsräten unterstützt zu werden, vorausgesetzt Leistung und Kompetenz stimmen. Ich bin ja kein unerfahrener Neuling, sondern seit Jahrzehnten in unterschiedlichsten Managementfunktionen im Unternehmen tätig. Die Bestellung zum stellvertretenden technischen Direktor ist ein Vertrauensbeweis des Generaldirektors und dieses Vertrauen werde ich rechtfertigen.

STANDARD: Sie gelten, je nach Perspektive, als ein Verbindungsmann des ORF zum freiheitlichen Lager, wie etwa beim ORF-Gesetz, oder als höchstrangiger Vorposten der FPÖ, dann auch wieder des BZÖ, in den ORF. Erkennen Sie sich darin wieder?

Prantner: Ich gebe gerne zu, dass ich beim Zustandekommen der Zweidrittelmehrheit für das ORF-Gesetz 2010 versucht habe, bei Abgeordneten Überzeugungsarbeit im Interesse des Unternehmens zu leisten. Das war eine ganz zentrale Entscheidung für die wirtschaftliche Zukunft des ORF. Ich halte es für wichtig, zu allen Parteien eine gute Gesprächsbasis zu haben und habe daher auch keine Probleme mit FPÖ oder BZÖ.

STANDARD: ORF-Chef Alexander Wrabetz gab ihre Bestellung zum Vizedirektor zusammen mit einer Reihe anderer Personalia bekannt, die der Redakteursrat "unternehmensschädigend" nannte. Die wohl umstrittenste ist Niko Pelinka, bisher roter Fraktionschef im Stiftungsrat und Wrabetz' Wahlhelfer dort, als Büroleiter von Alexander Wrabetz. Sie haben früher die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des ORF geleitet - hätten Sie Wrabetz zu dieser Wahl geraten?

Prantner: Generaldirektor Wrabetz braucht von mir keine Ratschläge, um seinen Büroleiter zu bestellen. Er hat das Recht, sich sein Team und seine engsten Mitarbeiter ohne Zurufe von innen oder aussen auszusuchen. Niko Pelinka ist ein Medienprofi, der mit Sicherheit einen guten Job machen wird.

STANDARD: Sie haben selbst überlegt, 2011 gegen Wrabetz als Generaldirektor zu kandidieren. Warum haben Sie davon abgesehen?

Prantner: Weil es sinnlos ist gegen einen erfolgreichen Amtsinhaber und haushohen Favoriten in ein aussichtsloses Rennen zu gehen.

STANDARD: Wie würden Sie ihr Verhältnis zu Wrabetz beschreiben?

Prantner: Wir haben ein völlig problemloses, friktionsfreies und positives Arbeitsverhältnis.

STANDARD: Wrabetz wollte Sie nach unseren Informationen in den vergangenen Jahren mehrfach zum Rückzug aus der Onlinedirektion bewegen. Wie haben Sie ihn denn davon abgebracht?

Prantner: Durch Leistung, Einsatz, unbestrittene Sacherfolge und durch meinen festen Willen, die volle Funktionsperiode von fünf Jahren als Onlinedirektor in der Geschäftsführung arbeiten zu wollen. Generaldirektor Wrabetz hat die Projekte der Onlinedirektion immer voll unterstützt.

STANDARD: Was tut ein stellvertretender Technikdirektor? Wie teilen Sie sich die Arbeit auf? Michael Götzhaber eher für traditionelle Technik, Sie nach fünf Jahren als Onlinedirektor für die neueren Medien?

Prantner: Direktor Michael Götzhaber ist Chef der Technischen Direktion, ich als sein Stellvertreter werde die Verantwortung für das Online- und Teletextangebot, für die neuen Medien und die ORF-TVthek haben.

STANDARD: Was haben Sie sich in den nächsten Jahren im neuen Job vorgenommen?

Prantner: Die Weiterentwicklung des ORF-Onlineangebots, den Ausbau der multimedialen Vernetzung von TV, Radio und Online und die offensive Umsetzung der Strategie, ORF-Content auf allen Plattformen.

STANDARD: Wie fühlen Sie sich bisher in der - rot geprägten - Technik aufgenommen?

Prantner: Diese parteipolitischen Punzierungen ganzer Direktionsbereiche entbehren jeder Grundlage. Ich kenne viele Mitarbeiter der technischen Direktion persönlich und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihnen.

STANDARD: Wo werden wir Sie in fünf Jahren im ORF sehen?

Prantner: Als stellvertretenden technischen Direktor, verantwortlich für den Bereich Online und neue Medien. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 28.12.2011/Langfassung)