Eine globale Perspektive auf Arbeit stellt viele Annahmen der alten ArbeiterInnen-Bewegung in Frage: die Fixierung auf Lohnarbeit, die Bestimmung von Wert und Mehrwert, die Ausklammerung und Geringschätzung unbezahlter Arbeit und informeller Tätigkeit aus dem Arbeitsbegriff.

Ein Blick auf die globalen Arbeitsverhältnisse zeigt, dass der klassische Lohnarbeiter, der die westliche Industriegesellschaft und die sozialistischen Vorstellungen nachholender Industrialisierung zwischen 1880 und 1980 prägte, historisch betrachtet eine Ausnahmeerscheinung war. In Entwicklungsländern überwogen stets Kleinbauern und -bäuerinnen, KleinunternehmerInnen, Wander- und GelegenheitsarbeiterInnen in prekären und ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen.

Globale Güterkette

Seit der Verlagerung der industriellen Massenproduktion in Entwicklungsländer in den 1970er Jahren und dem neoliberalen Umbau der alten Industrieländer in Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften ist auch die Arbeit in den Zentren der zunehmenden Flexibilisierung und Ungesichertheit ausgesetzt. Die Diskussion fokussiert auf die Kombination von Arbeitsverhältnissen im Rahmen globaler Güterketten. In der Güterkette werden die Standorte so gewählt und kombiniert, dass derjenige, der die Kette kontrolliert, Zugriff auf die Werte erlangt, die an allen anderen am Produktionsfluss beteiligten Orten geschaffen wurden.

So werden auch die Hausfrau und Bäuerin, die die LohnarbeiterInnen versorgen, oder die HeimarbeiterInnen und die Belegschaft der zuliefernden Schwitzbuden dem Zugriff dieses globalen Kapitals ausgesetzt. Welche Möglichkeiten und Strategien gibt es, die Isolisierung und Fragmentierung der ArbeiterInnen in der globalen Güterkette zu überwinden?

"Globale Arbeitsverhältnisse - Geschichte und Gegenwart"

Andrea Komlosy (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien) setzt sich in ihrem Buch "Globale Arbeitsverhältnisse - Geschichte und Gegenwart" mit dieser Frage auseinander. Das Institut für Gewerkschafts- und Arbeiterkammer-Geschichte lädt in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und dem Böhlau Verlag zur Buchpräsentation am 18. Jänner 2012. Bei einer Podiumsdiskussion erläutern Komlosy, Eva Angerler (GPA), Susan Zimmermann (Professorin für Geschichte an der Central European University in Budapest) sowie Regisseurin Fanny Brunner und Dramaturg Hans-Jürgen Hauptmann ihre Standpunkte. Moderiert wird die Diskussion von Sabine Lichtenberger und Klaus-Dieter Mulley vom Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte.

Danach wird von Brunner und Hauptmann die Performance "Was ist Arbeit überhaupt?", ein Monolog aus "Working Class Zero" aufgeführt. (red)