Robert Seeger junior über seine Bewerbung: "Ich hätte nicht gedacht, dass jemand das je lesen wird"

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Ein Duo für den "Superalex": "Michi erklärt die Welt"

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Auch das "Unternehmen Hund" nützt die Chance, um auf die "Initiative zur Förderung von Hunden am Arbeitsplatz" aufmerksam zu machen.

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Wien - Nach dem Ende der Ausschreibungsfrist für den Job des Büroleiters in der ORF-Generaldirektion ist nun offiziell, dass der Wunschkandidat von Generaldirektor Alexander Wrabetz, Niko Pelinka, sein Interesse auch formal deponiert hat. "Ja, ich habe mich wie angekündigt um den Job beworben", sagte Pelinka am Mittwoch knapp.

ORF: "Niedrige dreistellige Zahl" an Interessenten

Neben ihm soll sich dem Vernehmen nach eine "niedrige dreistellige Zahl" an Interessenten für den Job gemeldet haben. Ein Hearing ist für die kommenden Tage angesetzt, sagte ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann. Ein Hearing muss dann einberufen werden, wenn die Gleichstellungsbeauftragte im ORF, Monika Rupp, dies verlangt. Das ist etwa der Fall, wenn geeignete Frauen unter den Kandidaten sind. Wie Biedermann sagte, ist dieser Schritt schon eingeleitet worden. Ein genaues Datum wurde zunächst nicht kommuniziert. Das Gremium für das Hearing sei jedenfalls geschlechterparitätisch besetzt, bestehend aus zwei Frauen und zwei Männern. Das Ergebnis ist jedoch nur "beratend" zu verstehen, die Letztentscheidung liegt beim Generaldirektor. 

Viele Spaßbewerber

Neben ernst gemeinten Bewerbungen sind auch viele Spaßbewerbungen am Küniglberg eingetroffen. Für Heiterkeit sorgte zuletzt die Bewerbung von Robert Seeger junior, selbstständiger Marketingmanager und Sohn des langjährigen Sportkommentators. Auf seinem Blog robert-seeger.biz preist er sich als "Quereinsteiger aus der Kommunikationsbranche" schwungvoll an. "Ich hätte nicht gedacht, dass jemand das je lesen wird", sagt Seeger auf STANDARD-Anfrage. Bis Dienstag kam er auf mehr als 5000 Zugriffe. Eine Reaktion des ORF habe es noch nicht gegeben, erzählt er: "Vielleicht schicke ich sie noch mal." Eventuell mit einem Zusatz: "Wenn ich genommen werde, würde ich später meine zwei Töchter unterbringen und damit die Frauenquote erhöhen."

Auch Rudolf Fußi will dem ORF eine E-Mail geschickt haben. Der frühere Anti-Abfangjäger-Aktivist ließe sich für den Büroleiter-Job an der Seite von Alexander Wrabetz davon abbringen, "unseren obersten Führer Werner Faymann zu bewundern". Als Qualifikation nennt er "kann mit Handy, iPad und so super umgehen, beherrsche die Kaffeemaschine virtuos, bin mit WLAN vernetzt und telefoniere urgern mit Laura". Fußi moniert die "viel zu gering ausgefallene" Gebührenerhöhung, "monatlich bereitet mir die Abbuchung meiner GIS-Beiträge orgiastische Freude".

Coaching in der ORF-Kantine

Das Duo "Michael und Michael" bringt eine "Doppelführung des Büros" des "Superalex" ins Spiel - "80 Stunden Arbeitszeit zum Preis von 40". Deren Möglichkeiten: "Als zwei voneinander unabhängige Personen wirken wir an zwei Orten gleichzeitig. So würden wir beispielsweise eine Pressekonferenz veranstalten und an ihr teilnehmen, die aus Social Media bekannte bilaterale Kommunikation würde damit auf eine gänzlich neue, unserer Meinungen nach zukunftsweisende, Ebene gehoben. Zusätzlich kann sich beispielsweise einer von uns in der Betriebskantine aufhalten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklären, was sie nicht verstehen (Coaching- und Team-Building-Maßnahmen), während der andere die Bürotätigkeiten (Inserateverwaltung, Beschwerden, politisches Ein- und Umfärben) koordiniert."

Erfahrung im ORF-Sendebetrieb

Obwohl aus dem IT-Bereich kommend - wobei: "Social Media und Kommunikation sind ja eh fast das Gleiche" -, möchte auch Michael M. "jetzt gern was mit Medien machen". Der 23-Jährige sieht sich als SPÖ-Mitglied "auch politisch gerüstet für den Job. Außerdem, und das habe ich Pelinka voraus, bin ich Absolvent der Radiowerkstatt Gutenstein, habe also bereits Erfahrung im ORF-Sendebetrieb."

Gleich für alle drei ausgeschriebenen Posten hat sich Sabine L., eine "avide Fernseherin", beworben. "Ich bin eine Frau und daher sehr gut für die Anhebung des Frauenanteils geeignet", schreibt sie und nennt als Qualifikation auch ihr Alter von 55 Jahren. Ein Golden Handshake "hätte für das Unternehmen den Benefit, einen Dienstposten der Verwendungsgruppen 13 bis 15 eingespart zu haben, und diese Tatsache wiederum sollte doch den ORF-Stiftungsrat sehr freudig stimmen".

Auch ein Lehrer ist unter den Bewerbern. "Mehrere hundert Schüler und Schülerinnen durfte ich betreuen, und sie können Ihnen nun auch schriftlich bestätigen, dass sie nachher gescheiter waren als vorher. So gesehen bedeutet der Wechsel zum ORF inhaltlich nur, von einer Institution mit Bildungsauftrag zur nächsten zu gehen", schreibt Georg F. "Als Lehrer an einem sogenannten 'roten' Schulstandort in einer eben 'roten' Gemeinde in einem sogenannten 'tiefschwarzen' Bundesland (NÖ) mit 'schwarzer' gewerkschaftlicher Vertretung und gelegentlich 'blauen' Schülern und Eltern und ein paar 'grünen' KollegInnen bin ich fähig, das Wesen der Parteipolitik sachlich und ideologiefrei zu sehen: Wichtig ist das Netzwerken." Sein Programmwunsch: Spartenkanäle für Hunde, Katzen und Wellensittiche.

"Büro-Beg-Leiter" für Wrabetz

Dagegen hätte vermutlich auch "Unternehmen Hund", eine Initiative zur Förderung von Hunden am Arbeitsplatz, nichts und bewirbt sich als "Büro-Beg-Leiter" bei Wrabetz. "Mein Name ist Wurst, nicht Conchita, nicht Hans, einfach Wurst", heißt es in dem auf der Facebook-Seite der Initiative veröffentlichten Schreiben. "Als Büro-Beg-Leiter werde ich Ihnen lästige Journalisten vom Leibe halten und Ihr Fax-Gerät bzw. Ihren Outlook-Account verteidigen."

Doch am Küniglberg wird man auch eher ernsthafte Bewerbungen durchsehen müssen. Die von Thomas K. zum Beispiel. Der Doktor der Politikwissenschaft arbeitet derzeit in "einer äußerst verantwortungsvollen und exponierten Position, die mit der eines Büroleiters der Generaldirektion in einem nationalen Medienunternehmen wie dem ORF in Bezug auf Managementskills, Organisationstalent, Teamleitung und -bereitschaft, Strategie- und Policyberatung sowie Öffentlichkeitsarbeit durchaus vergleichbar ist", heißt es in der Bewerbung. (prie/DER STANDARD, Printausgabe/sb/derStandard.at, 11.1.2012/APA)