Hildegard Burjan wird am Sonntag seliggesprochen.

Foto: Caritas Socialis

Wien - Premiere im Stephansdom: Kommenden Sonntag findet hier erstmals eine Seligsprechung statt. Hildegard Burjan, Gründerin der Caritas Socialis (CS), wird in Wien, und nicht wie sonst in der Regel in Rom, selig gesprochen.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der die Festpredigt halten wird, lobte Burjan am Montag als "überzeugte Christin ohne viele Worte durch ihr Tun". Sie habe "mit der Tat das Evangelium verkündet".

Burjan wurde am 30. Jänner 1883 als Hildegard Freund im sächsischen Görlitz in eine liberale jüdische Familie geboren. Nach einer schweren Krankheit konvertiert sie zur römisch-katholischen Kirche. 1919 zog sie als erste christlich-soziale Abgeordnete in das Parlament ein. Nicht die einzige Besonderheit: Ebenfalls 1919 gründet sie die religiöse Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, die heute Kindergärten und Horte betreibt oder sich der Altenbetreuung widmet. Bekannt ist wohl vor allem das Hospiz am Wiener Rennweg. Burjan war nicht nur Oberin der Gemeinschaft, sie war verheiratet (mit einem Industriellen) und Mutter einer Tochter.

Schon 1920 zog sich die engagierte Frauenrechtlerin auch wegen der zunehmenden antisemitischen Strömungen in ihrer Partei aus dem Parlament zurück. Am 11. Juni 1933 starb sie.

Burjan sei ihrer Zeit voraus gewesen, sagte die katholische Publizistin und Vorsitzende des Burjan-Komitees, Ingeborg Schödl. Sie habe "schon damals den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit gefordert", gegen die Ausbeutung von Frauen und gegen Kinderarbeit gekämpft. Schödl: "Sie ist eine Selige für unsere Zeit." (pm, DER STANDARD, Printausgabe, 24.1.2012)