Elsie Altmann-Loos, Operettenstar der 1920er.

Foto: IMAGNO

Wien - Trotz der Überfülle an Dokumenten, welche die Ausstellung Welt der Operette im Theatermuseum präsentiert, ist diese Dame beim Rundgang nicht zu übersehen: Recht freizügig posiert ja auch Elsie Altmann-Loos, Tänzerin und Operettenstar der 1920er-Jahre, auf dem zur Plakatgröße sich aufschwingenden Foto, das durch die leuchtende Halskette in der Wirkung noch ein wenig unterstützt wird.

Das Foto erschien 1923 in der Wiener Zeitung Die Stunde und ist beileibe nicht das einzige (diesfalls späte) Beispiel für die Freizügigkeit, welche das Operettenmilieu in seiner ersten, in Paris zu verortenden Phase ausgezeichnet haben mag und über das etwa die Süddeutsche Theaterzeitung 1885 schrieb: "Die Operette ist schließlich nicht für Betschwestern, spröde alte Jungfrauen und Hypermoralisten gemacht."

Altmann-Loos wäre allerdings auch in jenem Ausstellungsbereich gut aufgehoben, der sich mit ernsten Aspekten befasst - mit dem die Künstler vertreibenden und das Genre vereinnahmenden Umgang der Nazis. Altmann-Loos, einige Jahre mit dem Architekten Adolf Loos verheiratet und Bühnenpartnerin u. a. von Hans Moser und Karl Farkas, musste 1933 nach Argentinien emigrieren.

Vor allem aber will die Ausstellung (Kuratoren: Marie-Theres Arnbom, Kevin Clarke) das Genre ein wenig aus den Klammern des herrschenden Bildes befreien, das Operette nur noch als harmlose Idyllenherberge betrachtet. Sie tut es (in der Gestaltung durch Sam Madwar) auch durch Kostüme, Theaterzettel, Plakate, Skulpturen, Bühnenbildentwürfe und Hörstationen. Und natürlich verweist man auf ihr Weiterleben im Musical und in den einst neuen Medien wie Film und TV.

Begleitet wird die Ausstellung von der Veranstaltungsreihe Operetten-Café: Nach einer Führung durch die Ausstellung plaudert hier die österreichische Operettenprominenz zum Thema - beginnend mit Robert Herzl (4. Februar). Auch Harald Serafin (21. April) wird dann vielleicht darüber sinnieren, ob die Operette "von der ihr momentan auferlegten Keuschheit" (Kurator Clarke) zu befreien wäre. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Februar 2012)