Foto: Malediva/Kulisse
Das wesentlichste Merkmal ihres Auftritts ist Reduktion: Im Mienenspiel, in der Gestik und im Instrumentarium, das die Chansons von Malediva begleitet: Klavier oder Gitarre, das genügt.

Meist sitzen Tetta Müller und Lo Malinke, zwei blass geschminkte androgyne Kunstgestalten, schlicht auf zwei Stühlen nebeneinander. Wenn sie nicht singen, dann kabbeln sie sich wie ein in inniger Hassliebe verbundenes Ehepaar aus vornehmeren Kreisen: mit Schliff und Gift, injiziert mit boshafter Präzision.

Grenzüberschreitend schön

Die Chansons - bis auf einige Standards aus der Zeit, als "Songs" noch "Lieder" hießen, eigene - kennen keine Abgrenzung zwischen dem Alltag im "sexy Osten" (Herzlich willkommen in Berlin ...) und dem Surrealen. Ob sie über kleinliche Beziehungsprobleme singen, Klischees alter Schnulzen demontieren oder das Thema Liebe ins Absurde führen wie beim Chanson über das wunderbare Paar Leni (Riefenstahl) und Idi (Amin), stets verschmelzen tiefe Verletzlichkeit und die Lust an kleinen boshaften Sticheleien zu einem wunderbar poetischen Ganzen.

Resignativ stimmen sie das Lied der Hässlichen, die sich vom Leben nichts erwarten dürfen, an. Hoffnung ist jedoch niemals weit: Ich sitze hier und warte auf die Liebe / weil es sich lohnt ... Ebenso traurig wie böse schließlich die abgründige Moritat von der Mutter, die man einst als Kind Hitler zum Kusse hinhielt, wovon sie immer noch schwärmt: Ein schöner Nazi war er und sein Schnauzbart so sauber wie ein kleiner brauner Besen ... Und spätestens bei der Zeile Hitler hat uns Frankreich gebracht / Hitler hat uns Österreich gebracht / über einen wie Haider hätte Hitler gelacht wird das Publikum toben.

Jubiläum

Malediva wären 2002 zu Gast bei "Wien ist Andersrum" gewesen, eine kurzfristige Erkrankung Tessas verhinderte dies leider. Umso erfreulicher daher, dass die beiden Stars des neuen deutschen Chansons nun doch noch nach Wien kommen. Anlass dafür ist das zehnjährige Jubiläum einer Wiener Instituton: "Löwenherz", die Buchhandlung für Lesben und Schwule im 9. Bezirk, und das angegliederte Café Berg, feiern Geburtstag. Mit Stil. (Josefson)