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Das sechste Ausbildungs-Jahr soll ein einheitlich klinisch-praktisches Jahr werden.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wien - Wer in Österreich das Medizin-Studium abschließt, soll künftig nachweislich über dieselbe Qualifikation verfügen - egal ob er in Wien, Graz oder Innsbruck studiert hat. Derzeit arbeiten die drei Medizin-Unis an einer gemeinsamen Prüfungsdatenbank, auch die Einführung einer einheitlichen Abschlussprüfung ist angedacht. Das sechste Studienjahr soll künftig - ähnlich wie in Deutschland - an allen Unis ein klinisch-praktisches Jahr werden, in dem die Studenten in den Krankenhausalltag eingeführt werden.

An den Medizin-Unis Graz und Innsbruck gibt es dieses klinisch-praktische Jahr in Wesentlichen schon jetzt, berichten die dortigen Vizerektoren Gilbert Reibnegger und Norbert Mutz. Geht es nach Reibnegger, sollen auch einige Wochen Lehrpraxis bei einem Allgemeinmediziner Teil des letzten Studienjahres sein. In Wien sieht dieses noch anders aus: "Derzeit besteht es aus einem Mix aus Vorlesungen und Praktika", so die Vizerektorin für Lehre, Karin Gutierrez-Lobos. In Zukunft sollen die Studenten hingegen viel umfassender als bisher im Rahmen von Praktika in den Krankenhausalltag integriert werden und dabei neben Fachlichem auch den richtigen Umgang mit Patienten lernen.

Mit der Umsetzung soll in Wien möglichst bald begonnen werden, ein Beschluss steht aber noch aus. Mit dem Studienjahr 2014/15 soll das klinisch-praktische Jahr dann "in Dauer und Struktur österreichweit gleich" sein, so Mutz' Zielvorgabe.

Mehr Stunden

Während die EU-Kommission für eine Verkürzung des Medizin-Studiums auf fünf plädiert, würde das geplante klinisch-praktische Jahr zu einer Verlängerung des letzten Studienjahrs von derzeit 30 auf 40 bis 48 Wochen führen. Dadurch sollen österreichische Medizin-Abgänger am deutschen Markt kompetitiv werden, so Reibnegger. Vorstellbar sei diese Maßnahmen schon ab dem Studienjahr 2013/14. Im Gegenzug müssten dann aber Ärztekammer und Wissenschaftsministerium überlegen, "ob das derzeitige Modell eines Turnus und eines Facharztes überhaupt noch zeitgemäß ist. Da gibt es dann den Bedarf nach Harmonisierung in einem größeren Rahmen", fordert der Grazer Vizerektor.

Bereits umgesetzt haben die Unis einen gemeinsamen "Kompetenzlevel-Katalog". In diesem ist festgeschrieben, was ein Student vor der ersten Famulatur bzw. vor Beginn des klinisch-praktischen Jahres und vor Abschluss des Studiums beherrschen soll, vom Anamnesegespräch bis zum Schreiben eines EKG oder dem Analysieren von Laborwerten.

Gemeinsamer Lernzielkatalog

Im Zuge der Erstellung des Katalogs haben die einzelnen Unis auch überprüft, ob Inhalte zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Umfang gelehrt werden. "Wenn man bedenkt, dass Studien früher oft zig Jahre gleichgeblieben sind, ist das sowohl für die Studierenden als auch die Patientinnen und Patienten eine Verbesserung", betont Gutierrez-Lobos. In den nächsten Monaten soll zusätzlich ein gemeinsamer Lernzielkatalog erstellt werden. "Das wird eine Art Minimalkatalog dessen sein, was ein österreichischer Abgänger von Medizin in jedem Fall wissen, können und beherrschen können soll." Die Erstellung einer gemeinsamen Prüfungsdatenbank soll laut Gutierrez-Lobos bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Ebenfalls in Arbeit ist die Einführung einer "sinnvollen und kompetenzorientierten Gesamtprüfung" am Ende des Studiums, schildert Reibnegger. In Graz gebe es schon jetzt am Ende des fünften Jahres ein Prüfung mit mehreren Stationen mit theoretischen und praktischen Aufgaben. Reibnegger wünscht sich etwas Ähnliches am Ende des Studiums. "Das soll keine pingelige Detailprüfung sein, sondern überprüfen, ob die Absolventen wirklich umfassendes Wissen und Fähigkeiten erworben haben, um die weitere Ärzteausbildung zu machen."

Gemeinser Aufnahmetest

Noch offen ist indes, ob im Zuge der Harmonisierung auch ein gemeinsames Aufnahmeverfahren kommt. Derzeit setzen die Medizin-Unis Wien und Innsbruck den in der Schweiz entwickelten EMS-Test ein, die Medizin-Uni Graz hat hingegen ein eigenes Modell entwickelt. Ein Umstieg auf den EMS ist für Reibnegger derzeit so gut wie ausgeschlossen. Für Gutierrez-Lobos ist es hingegen noch zu früh, um etwas darüber zu sagen, auch laut Mutz sind die Unis erst in einer Phase von "engem Meinungs- und Erfahrungsaustausch". (APA)