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Die Wiener Kabarett- Legende Cissy Kraner.

Foto: APA/ORF/ANDREAS FRIESS

Baden - Auch wer die Klassiker des sehr musikalischen Wiener Nachkriegskabaretts nicht live miterleben durfte, wird mit Liedern wie Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn oder Ich kann den Novotny nicht leiden einiges anfangen können. Und er wird dabei zweifellos auch jenen Tonfall im Ohr haben, der grantelnde Züge trug, die üble Laune aber mit ironischem Verständnis für die bisweilen zu erweckende Naivität der Liedfiguren zum eindringlichen Gestaltungsmix verschmolz. Und er wird all dies unschwer der Stimme von Cissy Kraner zuordnen.

Dass dieser unverwechselbare Personalstil seine größten Erfolge in Wien feiern konnte, hat nicht unbedingt so kommen müssen. 1938, Monate nach dem Anschluss Österreichs, flog Kraner nach Bogotá zwecks Revuetätigkeit; um ein Haar jedoch wäre das Flugzeug abgestürzt. Ebendort angekommen, lernte sie bald den Kabarettisten Hugo Wiener kennen, den sie 1943 heiratete. Und wiewohl Wieners Familie im KZ ermordet worden war, kam das Paar 1954 schließlich doch endgültig nach Wien, wo es im Simpl ein Betätigungsfeld fand.

Hier feierte Kraner Erfolge, hier, zwischen 1950 bis 1965, hörte man die von Hugo Wiener für Kraner geschriebenen Lieder. Und hier ist wohl auch der Grund zu suchen, warum sie Hans Weigel einst als "Volkssängerin im besten Sinne" bezeichnet hat.

Die Chansonsängerin, Schauspielerin und Kabarettistin Cissy Kraner ist am 1. Februar 94-jährig in einem Badener Künstlerheim gestorben.  (Ljubisa Tosic  / DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.2.2012)