Die Kinder der Studierenden, die auf dem Uni-Campus betreut werden, lassen sich die gute Laune nicht nehmen. Ihre Eltern ringen mit der ÖH um das Bestehen des elternverwalteten Kindergartens.

 

Foto: STANDARD/Hendrich

Wien - An grundsätzlichen politischen Auffassungsunterschieden dürfte es wohl kaum liegen, dass das rot-grüne Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) der Uni Wien versucht, den elternverwalteten Kindergarten im Alten AKH loszuwerden. Die Pädagogen (weibliche wie männliche) seien sensibilisiert für Gender- und Migrationsfragen, sagen Eltern, im pädagogischen Konzept wird auf die "klare Absage an autoritäre Erziehungsmethoden" verwiesen.

1972 wurde der Studentenkindergarten (der mittlerweile StudentInnenkindergarten heißt) gegründet und ist damit die älteste elternverwaltete Einrichtung Österreichs. 67 Kindergarten- und Hortkinder werden derzeit am Uni-Campus am Alsergrund betreut, dabei sind die Eltern intensiv eingebunden. So haben sie jeweils sechs Mal pro Jahr Spiele- und Jausendienst.

Derzeit haben die Eltern auch noch ganz andere Sorgen: Vor zwei Wochen kündigte ihnen die ÖH der Uni Wien die Zusammenarbeit auf. Die offizielle Begründung lautet, bei der Vergabe der Hortplätze werde nicht darauf geachtet, dass tatsächlich Kinder von Studierenden zum Zug kommen. Dazu seien "mehrfach pädagogische Probleme aufgetreten", die die ÖH aber "nicht in der Öffentlichkeit breittreten möchte", heißt es in einer Erklärung.

Im Verein kann man die Kritik nicht nachvollziehen, schließlich könne man die Eltern ja nicht dafür bestrafen, dass sie ihr Studium fertigmachen, und die Kinder dann aus ihrem gewohnten Umfeld zu reißen, sei pädagogisch nicht sinnvoll. Im Frühjahr 2011 wurde ein Kriterienkatalog für die Hortplatzvergabe erarbeitet, in dem nicht nur zählt, ob die Eltern inskribiert sind; auch ob Geschwister im selben Hort sind oder wie sehr die Eltern sich engagieren wird berücksichtigt.

Eltern hoffen auf Konsens

Im Sommer vergangenen Jahres gab es einen Wechsel bei der ÖH-Exekutive und vorerst keine Anzeichen für Brösel - bis im November wieder Kritik am Verein laut wurde; Mitte Dezember stellten die Studierendenvertreter dann ein Ultimatum, sagte Gregor Eichinger vom Vereinsvorstand dem STANDARD. Er habe sich in den Gesprächen "mehr Konstruktivität" gewünscht. Kritik an der Betreuung im Kindergarten, die an die ÖH herangetragen worden sei, habe diese oft nicht weitergeleitet. Er hofft trotz aller Schwierigkeiten noch auf einen Konsens zwischen Eltern und ÖH. Für kommende Woche ist ein Mediationsgespräch geplant.

So oder so sind die Eltern unter Zugzwang: Die regulären Anmeldefristen für andere Kindergärten sind abgelaufen. Eichinger hat selbst drei Kinder im Hort und im Kindergarten am Campus, für die er nun für den Fall des Falles einen Platz suchen muss. "Das ist ein enormer Druck."

Grundsätzlich, betont man bei der ÖH, soll es weiterhin Kinderbetreuung am Uni-Campus geben, allerdings hätten sich "der Verein StudentInnenkinder und die Studierendeninteressen auseinanderentwickelt". Ob ein anderer Kindergartenträger in die Räumlichkeiten im neunten Bezirk einziehen könnte, wollte ÖH-Sprecherin Kathrin Glösel am Dienstag mit den Hinweis auf laufende Gespräche nicht kommentieren. (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 8.2.2012)