Bild nicht mehr verfügbar.

Super Bowl-Szenen vom vergangenen Sonntag.

Foto: REuters

Nun sind Sportkommentatoren, zumal in Österreich, nicht geradezu bekannt für ihre antisexistische Grundhaltung. Ganz im Gegenteil. Und dennoch geht's manchmal dann doch noch etwas schlimmer als eh-schon-immer. Erlebt in diesem Falle bei der Super-Bowl-Liveübertagung auf Puls 4 in der Nacht von Sonntag auf Montag:

Super sexy Spieler-Frauen

Die Experten-Runde, bestehend aus den vier Buberln Christian Nehiba, Tobias Oberzeller, Pasha Asiladab und Bojan Savicevic, hätte mit ihrer "Expertise" in den Pausen das Spiel analysieren sollen, ihr fiel allerdings nichts besseres ein, als ständig mit Schaum vor dem Mund nach "Gisele, Gisele" (gemeint war das Model Gisele Bündchen, das mit Spieler Tom Brady liiert ist) zu schmachten.

Das allein war nervig, öd und schlimm genug. Pasha musste in jedem Nebensatz erwähnen, wie super sexy Gisele Bündchen, das bekannte Model, doch sei. Bojan wiederum faselte immer noch traumatisiert von "Nipplegate", als er damals vor Jahren dazu "genötigt" wurde, den "faltigen Hängebusen" Janet Jacksons zu Gesicht zu bekommen. Voll Abscheu und Ekel blickten alle betroffen weg.

Um sich übereinander lustig zu machen, zauberte das unsägliche Quartett dann auch noch die peinlichsten Fotos und Videos der jeweils anderen aus der Mottenkiste - schallendes Gelächter war die Reaktion auf eine Aufnahme von Nehiba, als er sich als Cheerleader versuchte. Oh nein! Wie peinlich, und wie gemein! 

Es ging noch schlimmer

Als auf der Sexismus-Skala geradezu lächerlich erschienen die Vier dann allerdings verglichen mit den Livekommentatoren Walter Reiterer und Michael Eschlböck. Während der zahlreichen Unterbrechungen, die ein Football-Spiel mit sich bringt, beantworteten die zwei ihrem Fernsehpublikum Fragen, die ihnen per Mail gestellt werden. Ein Fragesteller wollte dann auch wissen, was die rosa Schleifen auf ihrer Brust bedeuten würden. Korrekt antworteten die Beiden, dass es sich hierbei um die Bewusstseinsmachung von Brustkrebs handeln würde und ergänzten mit dem Aufruf, doch zeitgerecht zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.

Dabei blieb es leider nicht: "Nein, das ist nicht etwa, weil wir beide uns so lieb haben", entfuhr es dem Einen. Scheinbar motiviert von der Farbe rosa und/oder der Analogie zur AIDS-Schleife meinte er, sich aber ganz bestimmt abgrenzen zu müssen, eventuell irgendetwas mit Homosexualität am Hut zu haben. Rosa=schwul; Walter/Michael=Mann.

Technische Probleme

Das "Schärfste" aber stand zu diesem Zeitpunkte noch bevor. Aufgrund eines technischen Problems musste während der Übertragung eine Technikerin anrücken um bei den Kabeln, die sich unter dem Tisch, an dem die beiden Kommentatoren saßen, etwas zu reparieren. Und was folgte? "Liebe Zuseher, Sie fragen sich was hier gerade passiert? Wir versichern Ihnen: wir haben die Hosen noch an!". So oder ähnlich, jedenfalls sinngemäß, wurde aus der Technikerin eine Frau, und aus dieser das Objekt der Befriedigung für Walter und Michael. Was sonst hätte eine Frau mit Werkzeug und Arbeitskluft auch zu suchen in einem Raum voller Kabeln, als den beiden Herrschaften sexuell zur Verfügung zu stehen?

Nach diesem Zwischenfall drehte sich alles - das Gequatsche der Kommentatoren ebenso wie die Emailanfragen der offensichtlich fast ausschließlich männlichen Fragesteller - nur mehr darum, wer denn diese Schöne sei und ob sie nun oder doch nicht und überhaupt ...  Nach zig Nachfragen wurde der Name der Technikerin herausgefunden und aufs Derbste zum manifesten Sexualobjekt eines offensichtlich erregten, sexistischen Männermobs gestempelt. Das ist sexuelle Belästigung wie aus dem Bilderbuch. Zelebriert vor tausenden von österreichischen Zuseher_innen. Ohne jedweden Widerspruch.

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Und was taten die anderen vier Experten auf der Marriot-Super-Bowl-Party? Sie baten die Technikerin am Ende vor die Kamera, was die Betreffende alles andere als begeistert schließlich tat. An diesem Punkt musste ich leider die Fernsehkiste abschalten. Mich übermannte die Angst vor weiteren Übergriffen und Grenzüberschreitungen. Offensichtlich ist Puls4 noch nicht reif für Frauen in technischen Berufen. Eine Frau, die ihre Arbeit tut, wird von ihren männlichen Kollegen zur sexuellen Dienstleisterin gemacht. Das ist sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Klagbar. Kündigungsgrund. Nicht mehr. Nicht weniger. Das war wieder einmal ein Eisberg in einem sonst doch eh auch genug sexistischen Normalzustand. (Niki Staritz, dieStandard.at, 8.2.2012)