Wien - Der Streit zwischen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und seinem früheren Mitarbeiter im Finanzministerium, Michael Ramprecht, sollte am Freitag in einem weiteren Medienverfahren, einer Nebenfront der Buwog-Ermittlungen, ausgetragen werden. Allerdings sind nun alle Medienverfahren gestoppt worden, bis es zu einer Klärung in dem erwarteten Strafprozess in der Causa Buwog kommt. Grasser und Ramprecht haben sich auf eine Vertagung auf unbestimmte Zeit geeinigt. Richterin Nicole Baczak hatte den Parteien die Vorgehensweise nahgelegt, weil mittlerweile enorme Justiz-Ressourcen durch die Causa Buwog gebunden seien. Sie schloss die Verhandlung nach gut einer Viertelstunde.

Grasser hatte am Freitag ohnedies einen sogenannten "Machthaber" vorgeschickt, seinen Anwalt Michael Rami. Ramprecht, der in der Buwog-Causa als Belastungszeuge gegen Grasser auftritt, hat den Ex-Finanzminister wegen übler Nachrede geklagt, weil dieser ihn in einem Interview als "nachweislich psychisch labil" bezeichnet hat. In einem früheren Medienverfahren stehen sich die beiden Kontrahenten in vertauschten Rollen gegenüber.

Grasser für Ramprecht "feiger Schönwettermensch"

Ramprecht bezeichnete das Nichterscheinen Grassers auf der Anklagebank zuvor als "feig". Grasser sei ein Schönwettermensch, sobald dunkle Wolken aufziehen, würde er sich verziehen, sagte Ramprecht vor dem Prozessauftakt.

In dem Strafprozess wäre es um ein Interview Grassers mit "Money.at", das zur Tageszeitung "Österreich" gehört, gegangen. Darin stellte Grasser Ramprecht als einzigen Belastungszeugen gegen ihn dar. Betitelt mit "Jetzt schlägt Grasser zurück", sagte der Ex-Finanzminister, das Buwog-Verfahren beruhe "nur auf der Zeugenaussage eines nachweislich psychisch labilen Ramprecht, der sich offensichtlich rächen will, weil ich seinen Job nicht verlängert habe. Ich bin mir ja mittlerweile fast sicher, dass die Polizei die bei ihm gefundenen Tonbänder deshalb nicht auswertet, weil sie beweisen würden, dass dieser Mensch dringend psychische Hilfe benötigen würde." Im Gegensatz zu Grasser wurde das Medium von Ramprecht nicht geklagt.

Die Konfrontation zwischen Grasser und Ramprecht hat sich im Herbst 2009 öffentlich entzündet. Ramprecht hatte in einem "profil"-Interview von einem "abgekarteten Spiel" bei der Vergabe des Auftrags zur Begleitung der Buwog-Privatisierung an die US-Investmentbank Lehman Brothers gesprochen. Grasser sah sich in seiner Ehre beleidigt und klagte Ramprecht und das "profil" wegen übler Nachrede. Ramprecht bleibt bis heute bei seinen Vorwürfen. (APA/red, derStandard.at, 24.2.2012)