"A Clockwork Orange" in Linz (v. li.): Martin Hueber, Wenzel Brücher als Alex und Robert Jagereder. 

Foto: Linzer Kammerspiele / Winkler

Linz - Eine vieldiskutierte Romanvorlage auf der einen Seite, auf der anderen ein fast übermächtiger Film, der sich in die Popkultur eingebrannt hat - die Bühnenfassung von A Clockwork Orange hat es nicht leicht, sich gegen dieses Elternpaar durchzusetzen. John F. Kutil geht in den Kammerspielen aber sowieso den Weg des geringsten Widerstands: Er reduziert die Geschichte um den gleichermaßen intelligenten wie bis zur äußersten Brutalität bereiten "noch nicht einmal 16-jährigen" Alex und seine Droogs auf Jugendkriminalität und Staatsgewalt. Alex aber zieht seine von Gewaltexzessen geprägten Kreise im wohligen Gefühl, sich dafür entschieden zu haben, auch weil er Beethoven, dessen Musik bei ihm noch größere Lust auslöst, ultrabrutal zu sein, auf seiner Seite sieht. Weder lässt er sich durch Haft noch durch psychologische Konditionierung gleichschalten - Alex ist böse, weil er böse sein will.

Dass Burgess mit A Clockwork Orange durchaus auch einen literarischen Beitrag geliefert hat zu jenem philosophischen Streit darüber, ob das Böse dem Menschen immanent sei oder er sich aus freiem Willen dafür oder dagegen entscheiden könne, davon ist in dieser Inszenierung keine Rede. Vielmehr wird hier ein bisschen klamaukige Horrorschau gezeigt, ein bisschen auf den Staat hingehauen, ein bisschen auch auf Eltern, die nicht zuhören, und es werden hanebüchene Bezüge hergestellt: "Jede Zelle meines Körpers ist glücklich", singen die Häftlinge, deren Anzüge - so der Regisseur - " nicht ohne Grund orange sind, sie sollen nämlich auf Guantánamo verweisen". Positiv hervorzuheben sind Wenzel Brücher als Alex und ein durchdachtes Bühnenbild, das sich von Bildern des Films - schwer genug - unabhängig macht. Der Inszenierung hingegen fehlt es an Schärfe und Mut. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD/Printausgabe 28.2.2012)