Wien - Sportler werden nach ihrem Triumph mit Trophäen und Medaillen geehrt - herausragende Absolventen eines Studiums mit einem Ring. "Sub auspiciis Praesidentis" steht auf dem Siegel. Etwas mehr als tausend Studenten wurden in den vergangenen 60 Jahren unter den Auspizien des Bundespräsidenten promoviert und haben damit die höchste Auszeichnung des Landes für akademische Leistungen erhalten. Rund 400 von ihnen feiern kommenden Dienstag (6. März) sich selbst und das Jubiläum des österreichischen Spezifikums mit einem Festakt in der Aula der Wissenschaften in Wien.

Mit lauter Einsern in sämtlichen Oberstufenzeugnissen, einer Matura mit Auszeichnung und einem "Sehr gut" auf sämtliche Uni-Prüfungen sowie die Dissertation wird man in den elitären Club aufgenommen. "Das ist kein 100-Meter-Lauf, das ist ein Marathonlauf", würdigt Bundespräsident Heinz Fischer die Leistung in einem anlässlich des Festakts produzierten Film. Ein Lauf, auf dessen Weg man schnell als Streber abgestempelt wird. "Von nichts kommt nichts", gibt Elisabeth Pittermann, Primaria und ehemalige Wiener Gesundheitsstadträtin, zu. Sie wurde ebenso "sub auspiciis" promoviert wie der derzeitige Uni-Wien-Rektor Heinz Engl, der Mathematiker Rudolf Taschner oder der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Helmut Denk. Sie alle werden beim Festakt erwartet.

Töchterle: "lobenswert und bemerkenswert"

Für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) "kommt der Strebergeruch da nicht auf", die erbrachte Leistung sei schlicht "lobenswert und bemerkenswert". Die rituelle Zeremonie für exzellente Absolventen, die ihren Ursprung in der Monarchie hat, sei "eine zeitlos schöne Sache" - "Anerkennung von Exzellenz im besten Sinne", aber auch "ein Zeichen für die Verbundenheit des Staats gegenüber der Universität", wie er in der Festschrift betont. Der aus 14karätigem Gold und Email gefertigte Ehrenring vom Juwelier Köchert solle die Promovenden "symbolisch an den Staat binden, der ihnen die Ausbildung ermöglicht hat".

Am 5. März 1952 wurde mit dem Gesetzesbeschluss der "Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae" unter Unterrichtsminister Ernst Kolb an eine jahrhundertealte Tradition angeknüpft. Vergleichbare Auszeichnungen gab es bereits bei der Gründung der Universitäten gegen Ende des Mittelalters, die erste nachweisbare "Promotio sub auspiciis Imperatoris" datiert schließlich auf das Jahr 1625 zurück und galt der Würdigung eines Grafen unter Kaiser Ferdinand II.. Bis zum Ende der Monarchie setzte sich der Brauch fort, auch an Universitäten in Budapest, Prag oder Krakau wurde feierlich promoviert. Unter Kaiserin Maria Theresia kamen erstmals auch Bürgerliche statt Söhne hohen Adels zum Zug.

1042 Ehrungen

Die erste Zeremonie, bei der der Bundespräsident nach der üblichen Promotion mit Eidesformel und Gelöbnis den Ehrenring verleiht, fand schließlich unter den Auspizien von Theodor Körner Ende 1952 an der Universität Innsbruck statt. Ein Jahr später kam nach einer jahrhundertelangen nur Männern vorbehaltenen Auszeichnung mit der späteren Friedensforscherin Hildegard Goss-Mayr an der Uni Wien die erste Promovendin sub auspiciis zum Zug. Bis heute sind es vorrangig Männer, die sich durch herausragende Studienleistungen auszeichnen: Rund 70 Prozent der in den vergangenen 60 Jahren vom Bundespräsidenten Geehrten waren Männer (746 von 1.042). Die Uni Wien hat als größte heimische Hochschule mit 373 die meisten ausgezeichneten Studenten hervorgebracht, im Laufe der Jahrzehnte aber schrittweise ihre Dominanz eingebüßt.

Beinahe die Hälfte aller Promotionen gingen im Laufe der 60-jährigen Geschichte an Absolventen der Geisteswissenschaften (498), wobei der Doktorgrad "Dr. phil" bis in die 1970er Jahre hinein auch Studenten der Naturwissenschaften verliehen wurde. Mittlerweile haben ausgezeichnete Abschlüsse in technischen (198) Studiengängen jene in Medizin (161) überholt. Auffallend wenige sub-auspiciis-Promotionen wurden trotz stark frequentierter Studienrichtung Absolventen der Rechtswissenschaften zuteil; die größte Zahl der Promotionen mit dem Bundespräsidenten erfolgte indes in den 70ern und 80ern, obwohl die Studentenzahlen danach stetig anstiegen.

Sechs von insgesamt 1.042 herausragenden Promovenden ist es bis heute gelungen, in jeweils zwei Fächern sub auspiciis promoviert zu werden. Der Neueste im Bunde, der Primar Bruno Schneeweiß, wird am kommenden "Dies Academicus", dem Gründungstag der Universität Wien (12. März), 30 Jahre nach seinem ausgezeichneten Medizindoktorat zum zweiten Mal geehrt. Diesmal für sein fehlerfrei absolviertes Griechischstudium. (APA)