Wien - Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) übt heftige Kritik an der im vergangenen Wintersemester eingeführten Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP). Sie diene nicht der Orientierung, sondern sei eine Zugangsbeschränkung. Einzig logische Konsequenz ist für die ÖH daher die sofortige Abschaffung der STEOP, wie die Studentenvertreter bei einer Pressekonferenz am Mittwoch forderten.

Die STEOP gilt seit Herbst an jenen elf Unis, die keine generellen Zugangsbeschränkungen haben. Der Umfang der Prüfungen reicht dabei von zwei bis 30 ECTS (30 ECTS entsprechen dem Arbeitspensum eines Semesters). Nur wer alle Prüfungen des ersten Semesters besteht, darf weiterstudieren. Das Gesetz sieht dabei nur eine Prüfungswiederholung vor, um eine negative Note auszubessern. Wer eine Prüfung zum zweiten Mal nicht schafft, ist für immer für das betreffende Fach an der jeweiligen Uni gesperrt. Die Unis können aber autonom einen dritten Prüfungsantritt erlauben, was auch alle außer der Uni Wien und der Uni Linz tun.

Lebenslange Sperre

"Die STEOP baut extremen Druck auf Studierende auf, sie wurde oft ungerecht und willkürlich umgesetzt und ist in vielen Fällen eine brutale Knock-out-Phase", kritisiert die ÖH-Vorsitzende Janine Wulz (Grüne & Alternative StudentInnen, GRAS) in einer Aussendung. Ein zentrales Problem ist dabei aus Sicht der ÖH die lebenslange Sperre für ein Fach, was zu höherem Druck auf Studenten führe. Besonders problematisch ist das laut ÖH bei den Lehramtsstudien, denn wird die STEOP in Pädagogik nicht bestanden, gilt die lebenslange Sperre gleich für alle Lehramtsstudien.

Weil oft keine Prüfungen vorgezogen werden können, kann eine negativ absolvierte STEOP außerdem den Verlust eines Semesters und damit der Studien- und Familienbeihilfe sowie von Stipendien bedeuten. Die Pharmazie der Uni Wien wird von der ÖH als besonderer STEOP-Problemfall vorgestellt: Dort sind im Wintersemester nur 28 der 642 Studenten bei allen drei STEOP-Prüfungen angetreten, nur sieben haben alle positiv bestanden.

Weil es im Sommersemester weniger Neuinskribierte gibt, wird sich die Situation noch weiter verschärfen, befürchtet die ÖH. Mehrere Unis würden überlegen, in Fächern mit wenigen Studenten keine Lehrveranstaltungen anzubieten, so dass man sich durch Unterlagen oder Videoaufzeichnungen auf Prüfungen vorbereiten müsse.

Online-Umfrage

Die Studentenvertreter berufen sich bei ihrer Kritik unter anderem auf die von ihnen durchgeführte Online-Umfrage "STEOP Watch" (2.296 Teilnehmer). Rund 58 Prozent der Befragten haben die STEOP positiv abgeschlossen, (eher) zufrieden waren mit dieser Art der Studieneinführung aber nur rund 33 Prozent. Das Ziel, einen Überblick über das Studium zu bieten, wird aus Sicht der meisten Studenten (63 Prozent) nicht bzw. eher nicht erreicht, 74 Prozent halten sie für eine eher nicht oder nicht sinnvolle Maßnahme. 50 Prozent kritisieren die inhaltliche und rund 65 Prozent die organisatorische methodische Ausgestaltung. Mit 80 Prozent die meisten Zustimmung gab es bei der Aussage, wonach im Vergleich zum Nutzen in der STEOP zu viel Druck ausgeübt werde.

Sollte es die STEOP entgegen ihrer Forderung nicht abgeschafft werden, müssten aus Sicht der ÖH wenigstens Änderungen erfolgen: Die lebenslange Sperre, wenn man die STEOP nicht positiv abschließt, müsse fallen. Stattdessen sollten mehr Prüfungswiederholungen möglich oder die Sperre auf ein Semester beschränkt werden.

Ministerium: "Eventuell Adaptierungen"

Aus dem Wissenschaftsministerium heißt es dazu zur APA, dass die STEOP noch ein neues Instrument sei. Derzeit würden an den Unis und von den Studierenden Erfahrungswerte gesammelt und danach eventuell in einigen Fällen Adaptierungen vorgenommen. Die konkrete Ausgestaltung der STEOP, etwa die Zahl der Prüfungsantritte, sei allerdings Sache der Unis. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle sprach sich jedenfalls für eine "sachgerechte und transparente Handhabung" der STEOP aus. Und das sei nur möglich, wenn es in Massenfächern Zugangsregelungen gebe. (APA)