Wien - Absolute Dunkelheit. Langsam wird eine Gestalt erkennbar, die sich in wellenartigen Bewegungen windet. Ihr schwarzer Anzug und die weiße Maske, die ihr Gesicht nicht erkennen lässt, erschaffen gemeinsam mit nicht zuordenbaren Klängen eine Atmosphäre der Verunsicherung.

Vom "unheimlichen Menschheitstraum, die Elemente zu beherrschen", erzählt das Objekttheater Creation of uncanny matter, die neue Produktion des Theaterkollektivs Dekolta's Handwerk in Koproduktion mit dreizurdritten. Aus dem dunklen Nichts erschafft die Performerin Barbara Lehner einen Kosmos mit grotesken Lebewesen. Durch ihre Bewegungen in gezielt eingesetztem Licht (Jan Jedenak, Klaus Ambichl-Weiss) ist sie nur teilweise sichtbar. So entsteht die Illusion von verschiedenen Geschöpfen auf der Bühne, die kreiert werden, selbstständig agieren und unvermittelt wieder verschwinden.

Diese Geschichte von Kreation und Geburt, von Prozessen und Veränderung wird gänzlich ohne Sprache erzählt. Im "Objekttheater mit Musik ohne Worte" erzeugt die musikalische Klangkulisse (Richard Eigner, Martin Riedler) eine unbehagliche Atmosphäre und hält den Spannungsbogen. Knistern, Knattern und Glucksen lassen gespannt, aber auch ängstlich auf die kommenden Prozesse und Kreaturen warten.

In ihrem Stück nutzt Dekolta's Handwerk das "Narrationspotenzial chemischer Reaktionen": Die Zuschauer werden Zeugen von wachsenden Salzkristallen, Flammen, die ihre Farben ändern, und Metallstäben, die sich biegen. Das Spiel mit der "Theatralität von chemischen Prozessen" ist laut Dramaturgin Elisa Weingartner unberechenbar: "Der Prozessablauf ist stark von der Raumtemperatur abhängig. Ändert diese sich minimal, verläuft die Reaktion anders, und die Performerin muss darauf reagieren, die Performance bleibt einzigartig". (Elisabeth Magesacher, DER STANDARD, 22.3.2012)