Foto: Gerhard Wasserbauer

Einerseits schummrige Cocktailbar, andererseits vietnamesisches Restaurant: Das Akoya in Wien-Neubau versucht den Spagat.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Mui Ngo und Martin Goldsteiner haben sich im Shanghai Tan kennengelernt, wo sie im Service und er hinter der Bar arbeitete. Als Mui gemeinsam mit Schwester, Bruder und Schwager selber ein Lokal wagen wollte, war ziemlich schnell klar, dass es eine Kombination aus klassischer Cocktailbar und vietnamesischer Küche sein sollte.

Was einerseits nicht ganz so ungewöhnlich ist, wie es auf ersten Blick klingen mag (im Shanghai Tan wird schließlich ein nicht unähnliches Konzept gefahren), anderseits aber sehr wohl: Durch die Kleinheit und Intimität des Lokals in der Apollogasse sitzen Cocktailgäste schon mal sehr unmittelbar neben einem Tischchen, an dem gerade die große Spießchen-Platte vernichtet wird, was dank der Grillaromen und frischen Kräuter zwar durchaus köstlich, aber doch auch ein wenig invasiv duftet. Wer der Speisen wegen kommt, darf sich wiederum nicht daran stoßen, dass das Essen im rosa-blauen Stimmungslicht der mit einfachen, aber effektiven Mitteln in Richtung Nightclub getrimmten Bude ungewöhnlich aussieht.

"small eats"

Die Drinks entsprechen dem beim Partyvolk etablierten Standard, sind also tendenziell auf der süßen, fruchtigen Seite: Sollte ein klassischer Drink sich über geschmackliche Ecken und Kanten definieren, so werden sie im Akoya eher weichgespült als herausgearbeitet.

Beim Essen gibt es der Location entsprechend kleine, fingerfreundliche "small eats" - etwa flaumige Bao-bao-Germknödelchen mit verschiedenen gemüsig-fleischigen Füllungen, von denen "Fu long" mit Schwein eindeutig den höchsten Comfort-food-Faktor aufweist. Die Frühlingsrolle hingegen ist nicht ganz auf der Höhe anderswo gesetzter Qualitätsstandards, selbst ausgiebig herumgewickelter Salat samt Basilikum vermag da den durchdringenden Friteusen-Ton nicht zu überdecken. Sympathisch: Reklamation wird von der kompetenten Gastgeberin nicht nur mit Bedauern quittiert - das Gericht findet sich auch nicht auf der Rechnung wieder. 

Pick-me-up

Von den einstweilen noch wenigen Hauptspeisen ist speziell der Reisnudeltopf mit viererlei verschiedenen Spießen, allerhand Kräutern und Salat empfehlenswert, die Kombination aus gut gewürzten (wenngleich etwas trocken gebratenen) Spießen mit den schlutzig würzigen Nudeln funktioniert speziell mit einer Extraportion frischen Chilis als hoch wirksamer Pick-me-up - nur für den Fall, dass man die Vorräte der Bar allzu konsequent reduziert hätte. Ganz gegen die Gewohnheit natürlich. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 30.03.2012)