Eine "Arie von Krampfadern": Juliane Gruner, Johanna Tomek, Susanne Altschul in Gustav Ernsts "Bridge".

Foto: Gerhard Kesser

Bregenz - Mit viel schwarzem Humor, Esterhazy-Schnitten und Lebenslügen gegen das Alter: Die Uraufführung des Auftragswerks Bridge im Theater Kosmos vergangenen Freitag in Bregenz handelte von drei alten Bridgespielerinnen, die auf die vierte Dame der Partie warten. Ein Spiel, das erst gar nie beginnt. Marie-Claire, Emma und Gertraud sind drei Freundinnen, die sich auch im Alter absolut nichts schenken. Schonungslose Wahrheiten und verdrehte Erinnerungen kommen ans Tageslicht.

Drei alte Witwen aus gutem Hause in Pelzmänteln und Spitzenkleidern, mit Perlenketten, Glitzerohrringen und etwas zu üppig geschminkt treffen sich im Kursalon zum gepflegten Bridgespiel. Das Bühnenbild von Werner Schönolt reduziert sich dabei auf das Wesentliche: vorn vier Stühle, dazu ein Fliesenboden, der sich nach hinten zu einem endlosen Weg in den Horizont, ins Nirwana verzieht.

Ganz im Vordergrund stehen die Gespräche der Frauen. Dabei gehen die "Damen" nicht gerade zimperlich miteinander um: "Wer ist eine Schlampe?" - "Wir haben von dir geredet Emma."

Es ist die "Arie von den Krampfadern" welche die eine nicht mehr hören kann, es sind die "hundert Krebssorten", welche die andere nicht mehr interessieren, und außerdem sind alle ab einem gewissen Alter sowieso nur mehr "auf Kreuzfahrten oder auf Kur".

Wer tiefschwarzen Humor mag, ist bei "Bridge" jedenfalls goldrichtig. Das Auftragswerk des österreichischen Autors Gustav Ernst ist eine Sinfonie an neukreierten Schimpfwörtern, einzigartigen Dialogen und Galgenhumor.

Während die drei Frauen warten, verstricken sich Marie-Claire, Emma und Gertraud zusehends mehr in Lebenslügen und falschen Erinnerungen. Dabei sind sie einander sogar Skiunfälle und Krankheiten neidisch.

In der Regie von Augustin Jagg laufen die drei Damen zur Höchstform auf. Die Schauspielerinnen Juliane Gruner, Susanne Altschul und Johanna Tomek sind für das Stück von Gustav Ernst die denkbar beste Besetzung und brillieren allesamt mit ihren Leistungen. (Raffaela Rudiger, DER STANDARD, 3.4.2012)