Wien - Mit Nepotismusvorwürfen sieht sich die Dekanin der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Andrea Seidler, konfrontiert. Wie die Wochenzeitung "Falter" berichtet, soll sie im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF mit rund 400.000 Euro geförderten Projekts Aufträge an Familienmitglieder und Bekannte in Höhe von 30.000 Euro vergeben haben. Seidler betonte am Mittwoch in einer der APA übermittelten Stellungnahme, "keine einzige Vorschrift verletzt" zu haben. Auch beim FWF erklärte man, dass es kein Verbot und keine Regelungen in diesem Zusammenhang gebe.

"Schiefe Optik"

Laut "Falter" haben sich Mitarbeiter Seidlers wegen der Aufträge an die Wochenzeitung gewandt und das Fehlen von Compliance-Bestimmungen beklagt. Auch der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Heinz Mayer, spricht in der Zeitung von einer "schiefen Optik", wenn Familienmitglieder in einem so hohen Ausmaß bei staatlich geförderten Projekten beigezogen würden.

Seidler betont die "hundertprozentige Transparenz" bei dem seit 2006 laufenden FWF-Projekt ("Hungarus Digitalis"), dessen wissenschaftliche Qualität von internationalen Gutachtern hervorragend beurteilt worden sei. So sei die Liste der Projektmitarbeiter im Internet abrufbar. Sie müsse "die Erfahrung machen, dass man mir die gewählte Vorgangsweise negativ auslegt, auch wenn ich gegen keine Regelung verstoßen habe". Aus diesem Grund will sie künftig auf diese Möglichkeit nicht mehr zurückgreifen.

"Alles korrekt gelaufen"

Aus Sicht des FWF ist "formal alles korrekt gelaufen", wie ein Sprecher auf Anfrage der APA betonte. Es gebe keine Regelungen beziehungsweise Verbote in dieser Hinsicht. Man wolle auch die Regelungsdichte bei FWF-Projekten nicht so erhöhen und gehe davon aus, dass die knappen FWF-Mittel im Sinne des Projektfortschritts und -erfolgs eingesetzt würden. Dafür - und damit auch für die Frage, wer angestellt beziehungsweise beauftragt wird - seien die jeweiligen Projektleiter verantwortlich. (APA, 11.4.2012)