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In den USA sind anonymisierte Bewerbungsunterlagen schon lange Usus.

Foto: REUTERS/JONATHAN ALCORN

Wien/Berlin - Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch fordert die schrittweise flächendeckende Einführung anonymisierter Bewerbungsverfahren sowohl im öffentlichen Bereich als auch bei privaten Unternehmen. Damit würden Chancengleichheit und Integration gefördert, weil mehr auf die Qualifikationen der BewerberInnen gesetzt würde und weniger auf Vorurteile, argumentiert die Organisation.

Verwiesen wird vor allem auf ein Pilotprojekt in Deutschland. Dort habe sich gezeigt, dass bei anonymisierten Bewerbungsverfahren sowohl Frauen als auch Menschen mit einem als "fremdländisch" wahrgenommenen Aussehen oder Namen deutlich bessere Chancen hätten, zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Am dem Modellprojekt hatten sowohl Unternehmen als auch staatliche Stellen teilgenommen.

Foto lenkt ab

BewerberInnen mit türkischen Namen oder Frauen mit Kindern wurden demnach bei anonymisierten Bewerbungsverfahren häufiger zu Vorstellungsgesprächen eingeladen als bei konventionellen Ausschreibungen, wie die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, berichtete. Besonders das Foto in den Bewerbungsunterlagen lenke häufig von der eigentlichen Qualifikation ab. "Ist die erste Hürde genommen und der Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen, kann er besser seine Qualifikationen deutlich machen", so die Expertin.

Unternehmen geben sich aufgeklärt

Arbeitgeber äußerten sich dazu skeptisch. Die Unternehmen seien viel weiter, als es der Ruf nach anonymisierten Bewerbungen weismachen wolle, hieß es in einer Stellungnahme. Kein Unternehmen könne es sich mehr leisten, geeignete BewerberInnen nach unsachlichen Kriterien auszusortieren.

Anonymisierung in englischsprachigen Ländern bereits üblich

Der Verzicht auf persönliche Angaben bei Bewerbungen ist besonders im englischsprachigen Raum (USA, Großbritannien, Kanada) seit Jahrzehnten üblich. Anonymisierte Bewerbungsverfahren wurden zudem in verschiedenen europäischen Ländern erprobt, so in Schweden, den Niederlanden, in der Schweiz, Frankreich und Belgien. (APA, 18.4.2012)