Straßburg - Das Europaparlament fordert eine Modernisierung des europäischen Hochschulsystems und hat sich für eine Aufstockung der Bildungsausgaben im nächsten EU-Finanzrahmen ausgesprochen. Damit soll verhindert werden, dass die europäischen Universitäten hinter anderen Hochschulen in anderen Teilen der Welt zurückbleiben, erklärten die Abgeordneten in einer nicht-bindenden Resolution. "Es ist ernüchternd, dass nur 200 unserer 4.000 Hochschuleinrichtungen unter den besten 500 der Welt sind - und davon nur wenige aus Mitteleuropa stammen", begründeten die EU-Parlamentarier ihren Appell.

Neues EU-Ranking

Nähere Angaben über die Platzierung einzelner Universitäten machte das EU-Parlament nicht. Die Abgeordneten verweisen auf ein neues Ranking-Instrument "U-Multirank", das ab 2013 erstmals einen einheitlichen Vergleich der europäischen Hochschulen nach dem Angebot in Lehre, Forschung, Wissenstransfer, internationaler Orientierung und regionalem Engagement liefern soll. Der ÖVP-Europaabgeordnete Heinz Becker sagte, mit diesem neuen "Werkzeug" bestehe die Hoffnung, dass dann auch unter den EU-Staaten Konsens über die Beurteilung der Qualitäten von Unis besteht und Studierende aus den Rankings leichter als bisher ihre Schlüsse ziehen könnten.

Derzeit gebe es in Europa zu wenig Kompatibilität bei der Anrechnung von Studienabschnitten, kritisierte Becker gegenüber der APA. Hier müsse ein Kompromiss zwischen der Exzellenz-Profilierung von Top-Einrichtungen und der Praxis gefunden werden. Becker kritisierte etwa, dass die Universität Wien Medizin-Studienabschnitte von der Universität Graz nicht akzeptiere. Auch die Budapester medizinische Universität (Semmelweis-Universität) werde in Wien nicht anerkannt. Dies ergebe "ein problematisches Bild". Wenn das Studium in Budapest schlechter sei, müsste es Druck der EU zur Erreichung gewisser Mindeststandards geben, sagte Becker.

Uni Wien derzeit am besten

In verschiedenen internationalen Rankings schneidet die Uni Wien am besten unter den österreichischen Einrichtungen ab. Im sogenannten "Shanghai-Ranking" liegt sie im globalen Wettbewerb auf Platz 151, im "QS World University Rankings" an 155. Stelle und im "Times Higher Education Word University Ranking" auf Platz 139. Alle anderen österreichischen Universitäten sind noch weiter abgeschlagen und teilweise nicht mehr platziert. "Ich habe weder von Kritikern noch von Befürwortern eine Erklärung gefunden, die diese Positionen erklärt", sagte Becker, der sich mehr von dem geplanten Ranking der EU-Kommission erwartet.

Das EU-Parlament verweist darauf, dass Europa derzeit 19 Millionen Studierende hat. Obwohl bis 2020 für 35 Prozent aller Arbeitsplätze hoch qualifizierte Arbeitskräfte benötigt würden, hätten derzeit nur 26 Prozent in der EU eine hohe Qualifikation. (APA, 20.4.2012)