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Auf Manderley passiert Sonderbares: die Wiener "Rebecca"-Inszenierung, uraufgeführt 2006.

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Brilliert mit hervorragenden Zahlen: Drozda.

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Wien - Die Vereinigten Bühnen Wien mussten Anfang 2003 einen Flop am Broadway verbuchen: Die Lizenzproduktion ihres Musicals Tanz der Vampire wurde nach nur 56 Vorstellungen abgesetzt. Laut New York Times handelte es sich um "einen der teuersten Versager in der Broadway-Geschichte".

New York übt auf die VBW dennoch eine enorme Anziehungskraft aus: Im September 2008 kündigte die damalige Musical-Intendantin Kathrin Zechner an, dass Rebecca "spätestens im Jahr 2010" am Broadway zu erleben sein werde. Doch dem war nicht so: Mitte Juli 2011 nannten die VBW den 22. April 2012 als Premierentermin am Shubert Theater.

Ende Jänner dieses Jahres musste man eine neuerliche Verschiebung bekanntgeben: Produzent Ben Sprecher habe sich in Absprache mit den VBW entschieden, den "Musicalerfolg" erst im Spätherbst 2012 zu zeigen - und zwar am Broadhurst Theatre. Die "derzeit äußerst negativen wirtschaftlichen Bedingungen" würden "es so schwer wie noch nie in der Geschichte des Broadways" machen, die notwendigen restlichen Finanzierungsgelder aufzustellen.

Wie der Standard in Erfahrung brachte, beteiligen sich die VBW mit 500. 000 Dollar (rund 380.000 Euro) an den Kosten. Generaldirektor Thomas Drozda bestätigt die Summe - und er verteidigt die Beteiligung mit vier Prozent am Gesamtkapital der Rebecca Broadway Ltd. Partnership: "Ich glaube an die Rebecca-Produktion. Auch die Autoren, Michael Kunze und Sylvester Levay, sowie andere europäische Partner sind beteiligt. Und wir sind bestmöglich abgesichert: Die Kostüme und die Übersetzung werden uns gehören. Zudem wird der Markenname Rebecca wertvoller. Das ist für die Vergabe von Lizenzen nach Asien wichtig."

Den Vorwurf, Steuergeld aufs Spiel zu setzen, lässt Drozda nicht gelten: " Wir investieren nur unsere Gewinne aus dem internationalen Geschäft." Allerdings: Würde die Summe in Wien verwendet, bräuchten die VBW um 380. 000 Euro weniger Zuschüsse.

Drozda ist insgesamt in keiner angenehmen Situation: "Wird Rebecca ein Flop, werde ich kritisiert. Wird das Musical ein Erfolg, wird der Eigentümer die Subventionen kürzen. Das wäre leistungsfeindlich." Die Zuschüsse wurden in den letzten Jahren bereits sukzessive zurückgefahren - von 40 Millionen im Jahr 2008 auf nun 36,35 Millionen (insgesamt, also für das Musical im Ronacher und Raimundtheater sowie die Oper im Theater an der Wien). Im gleichen Zeitraum stiegen die Gehaltskosten um 3,9 Millionen Euro. Drozda spricht daher von einem "strukturellen Defizit" in der Höhe von 7,55 Millionen.

In den letzten beiden Jahren konnte das "strukturelle Defizit" durch Rekordeinnahmen kompensiert werden: Die Sponsoringerträge wurden verdoppelt, die Kartenerlöse lagen 2011 mit 28,53 Millionen Euro nur um vier Prozent unter dem absoluten Spitzenjahr 2010 mit 29,69 Millionen - und weit vor dem drittbesten Jahr, 1998, mit 22,22 Millionen.

Eine Programmierung auf Rekordeinnahmen sei jedoch, so Drozda, im sehr volatilen Musicalgeschäft nicht möglich: 2011 fiel die Sitzplatzauslastung, zuvor auf 96,3 Prozent katapultiert, auf 91,7 Prozent; im laufenden Jahr ist die Nachfrage nach Sister Act mit einer Auslastung von 95 Prozent im ersten Quartal zwar ungebrochen, das unterhaltsame Udo-Jürgens-Singspiel Ich war noch niemals in New York sackte aber auf 64,7 Prozent ab.

Die VBW müssen im Musicalbereich daher längst wieder das Risiko einer Eigenproduktion eingehen. Um Planungssicherheit zu haben, plädiert Drozda für einen Dreijahresvertrag; er hofft, dass es zumindest zu einer Inflationsabgeltung kommt. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 7.5.2012)