Zwei Jahrzehnte arbeitet der Wiener Choreograf Bert Gstettner nun bereits als "Tanzhotelier". Konsequent und mit Haltung hat er seine Gruppe Tanz*Hotel durch üppigere und magere Zeiten geleitet. Jetzt wird im Nestroyhof/Hamakom fünf Tage lang gefeiert. Zum Einstand am 15. und 16. Mai gibt es die Neufassung einer Arbeit über den Austroafrikaner Angelo Soliman wieder zu sehen und dazu einen performativen Schnelldurchlauf durch Gstettners mittlerweile rund 30 Stücke umfassendes OEuvre.

In den Tagen darauf werden Gastchoreografien von u. a. Michael Turinsky, von Lux Flux, Indira Nunez, Andrea Nagl und den "Schattenkriegern" Martin Schmid & Christian Polster präsentiert. Bert Gstettner hat von den 1980ern an das groteske Spektrum im Tanz neu beleuchtet. Dazu passen der zweite Teil der Valeska-Gert-Comicserie von Lux Flux genauso wie die verschiedenen Aufführungen von "Danse brute"-Arbeiten im Rahmen des Tanz*Hotel-Festivals.

In den vergangenen Jahren hat sich Gstettner verstärkt um "inklusive" Choreografie gekümmert, vor allem in Zusammenarbeit mit dem körperbehinderten Philosophen Michael Turinsky, der fix zu den Tänzern der Gruppe gehört. Die Danse brute entzieht sich radikal den ästhetischen Normen von Virtuosität und ist damit zumindest ebenso politisch brisant wie der Grotesktanz der deutschen Avantgardistin Valeska Gert seinerzeit in den 1920er und 1930ern. (ploe, DER STANDARD, 15.5.2012)