Kindergarten auf den Barrikaden: Personal, Eltern und Kinder fordern ihren Verbleib in den Räumlichkeiten des Alten AKHs.

Foto: dieStandard.at/Freudenschuss

Der Kampf um den Unikindergarten im Gelände des Alten AKHs in Wien geht in die nächste Runde. Nachdem dem elternverwalteten Kindergarten mit fast 60 Betreuungsplätzen (Kindergarten und Hort) von der ÖH Uni Wien der Vertrag gekündigt wurde, muss der Verein Studentinnenkinder mit Ende September 2012 die Räume verlassen haben. Das wollen sich die BetreiberInnen nicht gefallen lassen.

Eine konkrete Stellungnahme des Rektorats zur Causa blieb bisher aus, obwohl der Rektor als Verfüger über die fraglichen Räumlichkeiten als auch bei der Vergabe des neuen Trägervereins eine entscheidende Stimme hat. Nach einem Protestmarsch einer Gruppe von Kindergartenkindern, BetreuerInnen und Eltern am Mittwoch Vormittag zum Büro des Rektors kam es Mittwoch Nachmittag auch zu einem Treffen.

Betrieb soll ab Anfang September gewährleistet sein

Dieses verlief laut Aussagen von Vereinsvorstand Michael Wissgott "freundlich", konkrete Zusagen von Seiten des Rektorats blieben allerdings aus. "Der Rektor hat uns aber immerhin zugesichert, dass die pünktliche Inbetriebnahme einer Kinderbetreuungseinrichtung ab 3. September in den ursprünglichen Räumlichkeiten für ihn oberste Priorität hat", so Wissgott gegenüber derStandard.at. Laut Vergaberichtlinie ist es dem Rektor möglich, einen Vorschlag der ÖH Wien auch abzulehnen, wenn er diesen nicht für brauchbar hält.

Neuer Trägerverein gegründet

Die ÖH Uni Wien war seit März auf der Suche nach einem neuen Träger für den ÖH-Kindergarten. Das Gerücht, dass sich außer dem ursprünglichen Verein Studentinnenkinder niemand für eine Nachfolge beworben hätte, bestätigt die ÖH Uni Wien nicht. Es habe sechs Vereine gegeben, die sich für die zukünftige Betreuung beworben hätten. Heute sei den Eltern mitgeteilt worden, dass man sich für den Verein "wachsen_werden_sein" entschieden habe.

"Bei der Auswahl war und ist uns wichtig, dass ein progressives pädagogisches Konzept (bspw. gleichstellungsorientierte, emanzipative Förderung) vorliegt, dass es eine demokratische Mitgestaltungsmöglichkeit für Eltern gibt und dass ein vertrauens- und respektvolles Zusammenarbeiten möglich ist, um gemeinsam Richtlinien zu erarbeiten. Dieser Verein erfüllt diese Ansprüche und daher wurden die Eltern heute über den Wechsel in Kenntnis gesetzt", heißt es in einer Stellungnahme von Julia Kraus für das Vorsitzteam der ÖH Uni Wien. Der Verein befinde sich derzeit in der Gründungsphase, weshalb er auch noch nicht im Internet noch im amtlichen Vereinsregister aufscheine. Wer genau hinter dem Verein stecke, werde die Studierendenvertretung in einer eigenen Pressekonferenz bekanntgeben, aber so viel stehe fest: "Es handelt sich dabei um alles erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen."

Betreuungsunsicherheit

Je länger die Diskussion dauert, desto mehr erhöht sich der Druck bei den betroffenen Eltern und Kindern, ab September ohne Betreuungsplatz dazustehen. Zudem sei der Uni-Kindergarten ein gut eingeführter reformpädagogischer Platz, moniert Karin Wilflingseder vom Verein. Sie bezweifelt, dass ab Anfang September ein qualitativ gleichwertiges Angebot von einem seriösen Träger gefunden werden kann.

In die Liste der UnterstützerInnen der Studentinnenkinder hat sich inzwischen auch eine Vorkämpferin der elternverwalteten Kinderbetreuung in Wien eingefunden. Die SPÖ-Politikerin Irmtraut Karlsson, Gründungsmitglied des ersten "Wiener Kinderkollektivs" Ende der 1960er kann "nicht verstehen, warum eine so gut eingeführte Institution zerstört werden soll."

Moratorium

Den Konflikt zwischen Kindergarten und ÖH auf dem Rücken der Kinder und Eltern auszutragen, hält Karlsson für unverantwortlich. Das Mindeste sei eine Art Moratorium, also noch ein Jahr mehr Zeit für Verhandlungen zwischen Trägerverein und ÖH. "Das ließe sich doch alles sachlich klären", meint sie abschließend. (freu, derStandard.at, 16.5.2012)