Wien  - Nun ist es offiziell: Anna Maria Krassnigg (41) übernimmt mit 1. Juli die zweite Regieprofessur am Max Reinhardt Seminar,  gab das Rektorat der zuständigen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) am Mittwoch offiziell bekannt.

Die Bestellung  hat am Institut heftige Reaktionen ausgelöst. "Studierende, Lehrende und Institutsleitung sind fassungslos über die Art der Bestellung der für das MRS äußerst wichtigen lebenslangen Regieprofessur über alle Empfehlungen der Expertenkommission, einer Nobelpreisträgerin und die Wünsche der Studierenden und Lehrenden des Seminars hinweg, ohne inhaltliche Debatte, in einer anachronistischen, unverständlichen 'Herrschaftsgeste'", heißt es in einer Stellungnahme von Studierenden, Lehrenden und Institutsvorstand:  "In einer Zeit der Neubestimmung des dialogisch demokratischen Umgangs in großen Teilen der Welt sind wir bestürzt und betroffen. Mit einem Gefühl der Ohnmacht und Trauer wird über weitere Schritte beraten"

Die Entscheidung hatte bereits im Vorfeld für große Aufregung gesorgt: Die Berufungskommission, die Studierenden sowie Institutsleiter Hans Hoffer hatten den Schweizer Regisseur Stefan Bachmann für den am besten qualifizierten Bewerber gehalten.  Rektor Werner Hasitschka hatte dagegen eine Intendanz, die Bachmann im September 2013 in Köln antritt, mit den Anwesenheitspflichten in Wien für schwer vereinbar gehalten.

"Richtungsweisendes Zeichen"

Die Berufung sei "nach intensivem Berufungsverfahren mit mehrstufigen fachlichen und juristischen Evaluierungen" erfolgt, heißt es in der Aussendung des Rektorats: "Wir sind stolz eine solch herausragend qualifizierte Expertin für die mdw gewonnen zu haben, die mit Herzblut und höchster Kompetenz täglich mit unseren Studenten arbeitet", wird Hasitschka zitiert.

Die Entscheidung sei ein "richtungsweisendes Zeichen, um weiterhin mit exzellentem Qualitätsanspruch innovativ am Institut arbeiten zu können": "Neben höchster fachlicher und sozialer Kompetenz ist es die Verpflichtung eines Lehrenden, persönlich und mit erheblichem Zeitaufwand mit den Studentinnen und Studenten zu arbeiten. Hierfür ist neben Engagement natürlich auch eine permanente persönliche Präsenz gerade für eine zentrale, vollbeschäftigte Professur auf Lebenszeit unabdingbar."

Anna Maria Krassnigg (geboren 1970 in Wien) hat selbst das Reinhardt-Seminar absolviert und war seit 1998 insgesamt mehr als neun Jahre am Haus als Gastprofessorin am Seminar tätig. Neben ihrer Lehrtätigkeit hat sie die künstlerische Leitung des neuen Wiener Theaterhauses "Salon 5" inne und arbeitete laut den Unterlagen u.a. zuletzt an der Neufassung und Inszenierung von Franz Grillparzers "Der Traum ein Leben" für das Schauspiel Dortmund, verantwortete die Wiederentdeckung von Leo Perutz "Zwischen neun und neun" für die Bühne und arbeitete an einem doppelteiligen Uraufführungsprojekt "Home Dangers" in Koproduktion mit den "Theatres de la Ville Luxembourg". (APA, 27.6.2012)