Die Anzahl der Kinobesuche, der weiblichen Abgeordneten und der Sonnenstunden können ein Indikator dafür sein, wie schlau eine Stadt ist. So sahen das Forscher der TU Wien, der Uni Ljubljana und der TU Delft, als sie 2007 erstmals ein Ranking der europäischen Smart Cities mit maximal 500.000 Einwohnern erstellten. Dabei waren die genannten Punkte nur drei unter insgesamt 74, die ein Bild davon vermitteln sollten, was eine pfiffige Stadt ausmacht.

Luxemburg führte damals die Liste an, die bulgarische Stadt Ruse bildete unter siebzig ausgewerteten das Schlusslicht. Bemerkenswert ist allerdings weniger das Ergebnis dieser Studie, sondern wie sie dazu kam. In Smart-City-Konzepten wird immer wieder betont, dass nicht die Hardware alleine - also Informationstechnologien oder nachhaltige Mobilität - zählt, sondern vor allem eine Art weiches Kapital.

Tatsächlich gewichtete dieser Städtevergleich Aspekte wie die soziale und ethnische Pluralität oder die Zufriedenheit der Bürger mit ihrer Umgebung ebenso stark wie die Anzahl der Breitbandanschlüsse oder die Spitalsbetten pro Einwohner. Untersucht hatten die Autoren nämlich auch vorhandene Rankings und daran bemängelt, dass diese komplexe Zusammenhänge meist vernachlässigen.

Synthese vieler Rankings

Anfang dieses Jahres publizierte der US-amerikanische Klimastratege Boyd Cohen erstmals ein weltweites Smart-City-Ranking. Wien belegt dabei vor Toronto und Paris den ersten Platz. Die Methode, die der Recherche zugrunde liegt, unterscheidet sich allerdings von jener des europäischen Vergleichs: Cohen griff auf ein Dutzend bestehender Smart-City-Studien zurück, bildete daraus eine Synthese und reicherte diese unter anderem mit Faktoren bekannter Rankings zur Lebensqualität und Innovationsleistung an. Dabei fallen technologische und ökologische Indikatoren deutlich stärker ins Gewicht als gesellschaftliche.

Aufschlussreich ist auch ein Blick darauf, welches Setting die Forschungsförderung für die heimische Smart-City-Strategie vorsieht. So ist etwa die Smart-Cities-Initiative des Klima- und Energiefonds und des Infrastrukturministeriums explizit ein Demonstrationsprogramm für erneuerbare Energien. Implizit berücksichtigen die meisten bewilligten Projekte aber transdisziplinäre Ansätze und den Leitgedanken der Bürgerbeteiligung.

Aktuell ruft auch die Technologieagentur der Stadt Wien (ZIT) dort ansässige Unternehmen zur Einreichung von smarten Forschungs- und Entwicklungsprojekten auf. Inhaltlich müssen sie den Bereichen Energie, Mobilität, Infrastruktur oder der digitalen Agenda zuordenbar sein. Das Programm "Smart Vienna 2012" will dabei aber verstärkt Ideen fördern, die sich mit der Akzeptanz für neue Technologien in der Bevölkerung auseinandersetzen und der Bewusstseinsbildung dienen.

Insgesamt stehen dafür zwei Millionen Euro zur Verfügung, die maximale Fördersumme pro Antrag beträgt 500.000 Euro. Einreichfrist ist der 30. September 2012. Juryvorsitzende ist die deutsche Smart-City-Expertin Ina Schieferdecker. (saum, DER STANDARD, 4.7.2012)