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Die Prüflinge müssen von 8 bis 17 Uhr durchhalten.

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Mit den Vorbereitungskursen für den EMS-Test wird viel Geld verdient.

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4.352 Bewerber traten alleine in Wien an.

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Bevor die künftigen Medizinstudenten zur Prüfung antreten dürfen, werden sie kontrolliert.

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"Furchtbar", sagt Verena (22), eine von 4.352 Prüflingen des heurigen Eignungstests für das Medizinstudium (EMS) am Freitag in Wien. "Nach dem ersten mathematischen Teil hab‘ ich gedacht, ich kann gleich wieder gehen." Die Nervosität und Anspannung ist vielen Testteilnehmern anzumerken, als sie zur Mittagspause raus aus der Messe Wien strömen. Seit acht Uhr in der Früh sind die Bewerber schon im Hallenkomplex, noch bis fünf am Nachmittag müssen sie dort ausharren. "Letzte Nacht habe ich nur eine Stunde geschlafen, ich war zu aufgeregt", erzählt Verena. "Doch der Druck während der Prüfung hält mich wach."

Ein Ziel, viele Bewerber

Insgesamt 8.168 Bewerber kämpfen beim diesjährigen Aufnahmetest um 1.530 Studienplätze an den Medizinischen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck. In Wien kommt auf ungefähr sechs Bewerber ein Platz. 75 Prozent der Studienplätze sind für Österreicher, 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent für Nicht-EU-Bürger reserviert. Der EMS soll ähnlich einem Intelligenztest die intellektuellen Fähigkeiten aus zehn Bereichen abfragen, etwa Merkfähigkeit von Texten und Figuren, Interpretieren von Tabellen oder räumliches Vorstellungsvermögen. Während in Innsbruck der gleiche Test wie in Wien zum Einsatz kommt, wird bei jenem in Graz Biologie- und Chemiewissen abgeprüft. Ab nächstem Jahr soll der Test in allen drei Städten vereinheitlicht werden; auch Sozialkompetenz wird dann geprüft.

Denn in der Kritik steht der EMS immer wieder. Auch für Patricia (19) und Sigrid (20) aus Südtirol ist er "nicht optimal, weil er nicht die richtigen Kriterien abfragt". "Wenn man beim EMS brilliert, heißt das nicht, dass man danach unbedingt ein guter Arzt wird." Auch die heuer eingeführte genderspezifische Auswertung der Tests, die dazu führen kann, dass trotz identer Punktezahl beim Test Frauen eine höheren Wert als Männer erzielen und deshalb einen Studienplatz bekommen, sehen die beiden kritisch. "Man ist ja froh über jeden Vorteil, aber nötig haben wir Frauen das nicht."

Des einen Leid, des andren Geschäft

Mittlerweile ist der EMS für viele zu einem lukrativen Geschäft geworden; es gibt zahlreiche Anbieter für Vorbereitungskurse, die sich starker Nachfrage erfreuen. Die insgesamt zehn Prüfungsteile des EMS werden in den Kursen geübt; ein großer Anbieter etwa verlangt für 45 Lehreinheiten 400 Euro. Auch wenn diese Kurse von vielen der jungen Prüfungsteilnehmern kritisch gesehen werden, kann Maximilian (19) aus Vorarlberg solch eine Prüfungsvorbereitung "jedem empfehlen". Für seinen sechstägigen Kurs blätterte er 200 Euro hin, "aber das war es wert." Auch die Prüfung selbst ist nicht billig: Erstmals mussten die Bewerber heuer 90 Euro bezahlen, um antreten zu können.

Tim (18) aus Stuttgart ist auch ohne teuren Vorbereitungskurs zuversichtlich: "Der Test ist schwer, aber ich habe ein gutes Gefühl." Wenn er es dieses Jahr nicht schafft, probiert er es im nächsten Jahr wieder. So denkt auch Amro (18), der frisch von der Matura kommt, dem es beim ersten Teil der Prüfung auch gut ergangen ist. "Anfangs war ich aufgewühlt, aber man kommt dann in einen guten Arbeitsrhythmus", erzählt er. "Es ist aber sehr ernüchternd, wenn man die vielen Leute sieht, die hier antreten. Die sind alle viel älter als ich."

Noch können die beiden die einstündige Mittagspause nutzen, um sich zu erholen, doch bald beginnt der zweite Teil des EMS. Auch Alexandra (22) gönnt sich noch eine Pause: Die Oberösterreicherin hat auf dem Boden der Messehalle ihr Essen ausgebreitet und gönnt sich eine Jause. Sie hat gerade ihren Bachelor in Publizistik sowie Politikwissenschaften fertig gemacht und will nun auf Medizin umsteigen. Bis Ende Juli bzw. Anfang August müssen sie und die anderen 4351 Bewerber sich noch gedulden, dann erst erfahren sie ihre Prüfungsergebnisse. Bis dahin heißt es hoffen. (Florian Bayer/Sarah Dyduch, derStandard.at, 6.7.2012)