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Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek bilanziert die Kampagne "Achtung Teilzeit: Halber Lohn. Weniger Pension" und kann sich Änderungen im Arbeitsrecht vorstellen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Die SPÖ-Frauen haben am Montag Bilanz gezogen über ihre Teilzeit-Kampagne. Eine politische Konsequenz, die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek daraus zieht ist die Forderung nach besserer Information in den Betrieben. So sollen Firmen ihre MitarbeiterInnen vor einer externen Ausschreibung bereits innerbetrieblich über offene Vollzeitstellen informieren. Umgesetzt werden könnte dies nach Vorstellung Heinisch-Hoseks im neuen Arbeitszeitgesetz noch in diesem Jahr.

Die SPÖ-Frauen haben von Februar bis Juli dieses Jahres österreichweit mit Straßenaktionen, Hausbesuchen und Info-Veranstaltungen auf das Thema aufmerksam gemacht. Der Kampagnen-Titel lautete "Achtung Teilzeit: Halber Lohn. Weniger Pension". Heinisch-Hosek meinte: "Teilzeit ist für viele Frauen eine Notlösung." Laut einer Umfrage wollen nur zehn Prozent tatsächlich in Teilzeit arbeiten, ein Drittel sieht sich dazu gezwungen, da sich Familie und Beruf nicht vereinbaren lassen. "Wir wollen die Teilzeit nicht schlecht reden, aber sie kann unerwünschte Nebenwirkungen und Risken in sich bergen", so die SPÖ-Frauen-Vorsitzende. 70 Prozent der Befragten sind sich demnach nicht über die Auswirkung einer Teilzeitbeschäftigung auf ihre Pension bewusst.

Reform der Familienförderung

"Teilzeit kann eine gute Lösung sein", dies allerdings nur für eine Lebensphase, erklärte auch die Wiener SPÖ-Frauen-Chefin und Vizebürgermeisterin Renate Brauner. "Teilzeit darf keine Sackgasse sein", Betroffene sollen die Möglichkeit haben, aus dieser auch wieder raus zu kommen.

Als politisches Fazit für den Bund verweist Heinisch-Hosek daher einmal mehr auf ihr Modell zur Reform der Familienförderung. Dieses sieht eine höhere Familienleistung sowie die Abschaffung steuerlicher Frei- und Absetzbeträge vor. Gefordert wird auch ein Ausbau der Kinderbetreuung mit unter anderem ganztägigen Öffnungszeiten und weniger Schließtagen.

Die Ministerin appelliert auch an die Verantwortung der Wirtschaft. Sie fordert zum einen, dass über freie Vollzeitstellen im Betrieb informiert wird. Macht eine Mitarbeiterin - und in der Überzahl sind es Frauen - in Teilzeit permanent Mehrstunden, sollen Unternehmen künftig verpflichtet sein, über die Möglichkeit einer Aufstockung zu informieren. Beide Maßnahmen könnten im Arbeitszeitgesetz verankert werden. Heinisch-Hosek sei hierzu bereits "laufend" im Gespräch mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Umgesetzt werden sollte die Novelle noch in diesem Jahr: "Das wäre das Ziel."

Teilzeit typisch weiblich

Laut Statistik Austria war die Teilzeitarbeit auch 2011 typisch weiblich: 44 Prozent der Frauen arbeiteten im Jahresdurchschnitt Teilzeit (2010: 43,8 Prozent). Der Anteil der erwerbstätigen Männer, die eine Teilzeitbeschäftigung ausüben, liegt bei 8,9 Prozent. Absolut betrachtet arbeiteten 2011 199.400 Männer und 843.300 Frauen in Teilzeit.

Gegen Schlechtreden von Teilzeit

Wirtschafts- und Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat sich gegen ein Schlechtreden der Teilzeitarbeit ausgesprochen. Im Gegenteil würde diese den Wiedereinstieg und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen, erklärte Mitterlehner in einer Aussendung in Reaktion auf die Kampagnenbilanz der SPÖ-Frauen. Kritik an der SP-Frauen-Vorsitzenden und Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek kam auch von der Opposition.

Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) würden unterstreichen, dass Teilzeit gewünscht wird und auch den Lebensrealitäten entspricht, so Mitterlehner. Demnach haben im Vorjahr 16 Prozent aller Arbeitssuchenden Teilzeitstellen gesucht, während nur 14 Prozent aller dem AMS gemeldeten Stellen Teilzeitjobs waren. "Die Menschen wollen mehr Teilzeit, nicht weniger", stellte Mitterlehner fest. Er sprach sich weiters gegen "Zwangsverpflichtungen" für Unternehmen und für Entscheidungsfreiheit für berufstätige Eltern aus.

FPÖ "mehr als unzufrieden"

FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber zeigte sich mit der SPÖ-Frauen- und Familienpolitik "mehr als unzufrieden". Heinisch-Hosek gehe "beharrlich einen Weg, der die Mütter immer weiter von ihren Kindern entfernen soll", erklärte Gartelgruber in einer Aussendung.

Ende der Lohndiskriminierung

Die Grünen forderten ein Ende der Lohndiskriminierung von Teilzeitbeschäftigten. "Nicht 40 Stunden für ihn und 20 Stunden für sie, sondern 30 Wochenstunden für beide, wäre ein gutes Vereinbarkeitsmodell", meinte die Grünen-Abgeordnete Judith Schwentner.

BZÖ-Frauensprecherin Martina Schenk forderte von der Regierung mehr Initiativen in Richtung Flexibilität am Arbeitsplatz. Die Arbeitszeiten sollen sich an die geänderten Gegebenheiten anpassen, so Schenk. (APA, 9.7.2012)