Wien - "Endlich ein kleiner Silberstreifen am Horizont", so Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek in Reaktion auf die aktuellen Daten der Verdienststrukturerhebung 2010, wonach die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen etwas zu gegangen ist. Es zeige sich, dass die unterschiedlichen Maßnahmen für mehr Transparenz bei den Einkommen wirkten. Allerdings sei eine Einkommensschere mit 26,7 Prozent nach wie vor viel zu groß.

"Nicht einmal drei Prozent Verringerung in vier Jahren ist nicht die Dimension, die ich mir vorstelle. Hier sollten wir einen Gang zulegen", so Heinisch-Hosek am Donnerstag in einer Aussendung. Ein wichtiger nächster Schritt wäre die Verankerung von betrieblicher Frauenförderung im Gleichbehandlungsgesetz, das gerade verhandelt werde. "Das würde der Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen eine neue Dynamik geben", so die Frauenministerin.

"Einkommensberichte, Gehaltsangaben in Stelleninseraten und der Online-Gehaltsrechner sind Maßnahmen, die allesamt bewirken, dass über Gehälter und Lohngerechtigkeit gesprochen wird. Das war längst überfällig", so Heinisch-Hosek.

Arbeiten, und auch davon leben können

Nur auf freiwillige Frauenförderpläne zu setzen, reiche nicht, so die Frauensprecherin der Grünen, Judith Schwentner. Sie fordert ein Ende der Einkommensdiskriminierung. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sei dabei die Einführung einer europaweiten Quote in den Vorständen, wie EU-Kommissarin Vivian Reding vorgeschlagen habe. "Top-ausgebildete Frauen müssen eine reale Chance auf eine Führungsposition haben", fordert Schwentner. Zudem sollten Einkommen in Niedriglohnbranchen armutsfest gemacht werden. "Wer arbeiten geht, soll auch davon leben können", so Schwentner.

AK-Präsident Herbert Tumpel fordert ein Maßnahmenbündel, damit die Lohnschere zusammengeht. Dazu gehöre der Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze, die Förderung der Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung durch Einführung eines Papamonats, gleiche Zugangschancen für Frauen und Männer zu den verschiedenen Berufen und gleiche Karrierechancen.

Für die AK sind die neu eingeführten Instrumente der Einkommensberichte und die Angabe der Einkommen bei Stelleninseraten wichtige Hebel, um die Unterschiede zu verringern. "Wichtig ist allerdings, dass die Berichte nicht nur alle zwei Jahre erstellt werden, sondern dann auch betriebliche Maßnahmen zur Verringerung der Einkommensschere folgen", so Tumpel. Den Berichten müssen auch Taten folgen, sie dürften nicht in Schubladen verschwinden. Er lade die anderen Sozialpartner ein, gemeinsam einen Weg zu finden, so Tumpel. (APA, 12.7.2012)