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4.500 Geistes- und Sozialwissenschafter präsentieren beim "54. International Congress of Americanists" (ICA) an der Uni Wien ihre aktuellen Forschungsergebnisse.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - An der Universität Wien begann gestern, Sonntag, ein sechstägiger Amerikanisten-Kongress, der größte Kongress, der jemals an der Uni der Bundeshauptstadt stattgefunden hat. 4.500 Geistes- und Sozialwissenschafter präsentieren beim "54. International Congress of Americanists" (ICA) ihre aktuellen Forschungsergebnisse. Der regionale Schwerpunkt liegt dabei auf dem wirtschaftlich aufstrebenden Lateinamerika. Bis zu 60 Prozent der ICA-Teilnehmer stammen aus diesem Raum. Diskutiert werden politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen, aber auch Umwelt- und Energiepolitik und Menschenrechte.

Das Generalthema von "54 ICA" lautet "Building Dialogues in the Americas". Zahlreiche Teilnehmer sind demnach auch aus den USA und Kanada angereist, um sich mit den lateinamerikanische Fachleuten auszutauschen. Den Organisatoren - der Universität Wien, dem Österreichischen Lateinamerika-Institut LAI und dem Museum für Völkerkunde - geht es, wie betont wird, um die Überwindung regionaler und disziplinärer Grenzen in den Forschungsgebieten. Neben rund 470 Symposien finden im Audimax der Uni von Montag bis Freitag vier Plenarveranstaltungen statt.

Sorgsamer Umgang mit Ressourcen

In einer der Plenarsitzungen wird Alberto Acosta, ecuadorianischer Ökonom sowie ehemaliger Energie- und Bergbauminister, über das Konzept von "Buen Vivir" ("Gutes Leben") referieren, in dem es um ein harmonisches Zusammenleben und einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen geht. Schwerpunkt eines weiteren Plenums ist der "Globale Süden", das erste am Montag ist dem österreichischen Historiker und Ethnologen Friedrich Katz gewidmet, das letzte am Freitag der Kultur. Wien war schon zweimal Gastgeber des Amerikanisten-Kongresses gewesen, der bereits 1875 initiiert wurde und damals in Nancy in Frankreich stattfand.

Grundthema einer Tagung im Vorfeld des Amerikanisten-Kongresses war die "Sozial-ökologische Transformation und Energiepolitik in Lateinamerika und Europa". Die 70 Teilnehmer, 20 davon aus Staaten Lateinamerikas, fanden sich zu einem "transnationalen Erfahrungsaustausch" zusammen, wie der Politologe Ulrich Brand im Gespräch mit der APA betonte. Der Ökonom Acosta unterbreitete das Modell "Buen Vivir".

Militarisierung, Energiefragen

Die Wirtschaftswissenschafterin Ana Esther Cecena von der Autonomen Universität in Mexiko-Stadt ist Expertin zum Thema Militarisierung, Pablo Bertinat von der Universität Buenos Aires forscht über Energiefragen in Südamerika. Neben dem Institut für Politologie der Uni Wien zeichnen das Renner-Institut und die Rosa-Luxemburg-Stiftung (Brüssel) für die Tagung verantwortlich.

Einige der beim Symposium in Workshops behandelten Themen sollen auf die "54 ICA" weitertransportiert werden. Als Beispiel nannte Brand "das lateinamerikanische Paradoxon", nämlich den Widerspruch, dass linke Regierungen, die mit Versprechen an die indigene Bevölkerung antreten, trotzdem die Ressourcen-Ausbeutung weiter betreiben, um sich auf diese Weise politische Verhandlungsspielräume zu verschaffen. HGOs und Forscher pochen dagegen auf Nachhaltigkeit. (APA, 16.7.2012)