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Darabos mit Metallkapsel.

Foto:APA/Neubauer

Die Metallkapsel unter dem Denkmal.

Foto:Bundesheer/Roman Icha

Der Text von Alfons Riedel wird entrollt.

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Der Text von Wilhelm Frass.

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Der Text von Alfons Riedel.

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Die Kapsel.

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"Es ist eine Sensation", sagt Norbert Darabos. Der Verteidigungsminister präsentierte am Donnerstag jene Metallkapsel, die unter dem Denkmal "Gefallener Krieger" in der Krypta des Wiener Burgtors gefunden wurde (derStandard.at berichtete). Darin enthalten waren zwei Schriftstücke, eines von dem Bildhauer Wilhelm Frass und eines von seinem Mitarbeiter Alfons Riedel.

Die Skulptur wurde 1935 von Frass angefertigt, nach dem "Anschluss" 1938 prahlte er öffentlich in der NS-Zeitung "Völkischer Beobachter" damit, unter der Skulptur Nazi-Huldigungen versteckt zu haben. Diese Behauptung hielt sich hartnäckig.

Bestätigter Verdacht

"Der Gedanke, dass der Ort durch Nazi-Propaganda entweiht ist, war inakzeptabel", sagt Darabos. Deswegen habe er eine Untersuchung angeordnet. Mittwochmittag wurde schließlich der Stein gehoben und eine Metallkapsel gefunden.

"Der Verdacht hat sich bestätigt", sagt Darabos. Man müsse den gefundenen Frass-Text als "nationalsozialistisches Pamphlet" bezeichnen.

Wörtlich heißt es in dem Text:

"Möge der Herrgott nach all dem Furchtbaren, nach aller Demütigung, den unsagbaren traurigen Bruderzwist beenden und unser herrliches Volk einig, im Zeichen des Sonnenrades, dem Höchsten zuführen. Dann, Kameraden, seid Ihr nicht umsonst gefallen!"

"Zweifache Sensation"

Laut der Historikerin Heidemarie Uhl handelt es sich bei der Formulierung "Sonnenrad" um das Zeichen des Hakenkreuzes, Frass' Text sei deshalb klar nationalsozialistisch.

Der Text seines Mitarbeiter Riedel sei hingegen ein "Bekenntnis zum Frieden", so Darabos. 

"Es ist eine zweifache Sensation", sagt Uhl zu dem Fund. Einerseits hätten sich Hinweise aus der Wissenschaft bezüglich des Frass-Textes bestätigt. Die Behauptungen konnten bislang auch angezweifelt werden: "Es gab durchaus die Möglichkeit, dass sich Frass anbiedern wollte", so Uhl, die auch stellvertretende Vorsitzende der Militärhistorischen Denkmalkommission ist. Der von Frass verfasste Text hat dabei "Manifestcharakter". Die Terminologie entspreche der eines illegalen Nationalsozialisten.

"Das hätte keiner erwartet"

Anders das Schriftstück von Alfons Riedel. Dieses - auf anderem Papier und offenkundig in Eile geschrieben - sei ein "pazifistischer Aufruf".

Riedel schreibt: "Ich wünsche, daß künftige Generationen unseres unsterblichen Volkes nicht mehr in die Notwendigkeit versetzt werden, Denkmäler für Gefallene aus gewaltsamen Auseinandersetzungen von Nation zu Nation errichten zu müssen."

Uhl zu dem Text: "Das hätte keiner erwartet. Das verdeutlicht die Ambivalenz der Errichtungszeit des Denkmals."

"Ich hätte es lieber gehabt, dass keine Kapsel da gewesen wäre", sagt Darabos. Die Schriftstücke wurden bereits auf ihre Authentizität überprüft und werden nun weiter wissenschaftlich untersucht. Voraussichtlich werden sie dann dem Heeresgeschichtlichen Museum übergeben, kündigte Generalleutnant Christian Segur-Cabanac an, der die Bergung der Kapsel geleitet hatte.

Bis zum 26. Oktober solle es nun ein Konzept zur Überarbeitung der Krypta geben, bis dahin wird die Krypta nicht öffentlich zugänglich sein. Schon in den vergangenen Wochen wurden diverse Kränze und Totenbücher aus der Krypta weggebracht. Darabos kann sich jedoch vorstellen, dass auch weiterhin in der Krypta der Toten gedacht wird und dass auch die Skulptur von Frass nicht notwendigerweise wegmuss.

Mehrmals pro Jahr legten bislang die Bundesregierung und Staatsgäste einen Kranz zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs vor dem "Gefallenen Krieger" nieder. Am 8. Mai prozessieren alljährlich hunderte rechte Burschenschafter am Heldenplatz und halten ihre Kundgebung vor der Krypta ab. (seb, derStandard.at, 19.7.2012)