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Bewerber beim Mediziner-Test in Wien.

Foto: APA/Hochmuth

An der Medizin-Universität Graz werden ein weiteres Mal mehr Männer als Frauen einen Studienplatz bekommen, obwohl es mehr Bewerberinnen als Bewerber gab. Laut dem provisorischen Ergebnis, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, konnten 154 Frauen (42,3 Prozent) und 210 Männer (57,7 Prozent) einen Studienplatz ergattern. Zum Test angetreten waren am 6. Juli  964 Frauen (56,5 Prozent) und 732 Männer (43,5 Prozent). Im Jahr 2011 war das Ergebnis in Graz noch ausgewogener ausgefallen: Damals gingen 48 Prozent der Plätze an Frauen.

In Graz wird der "Basiskenntnistest Medizinische Studien" (BMS) durchgeführt. Die Prüfung setzt sich aus einem Kenntnistest über medizinrelevante Grundlagenfächer, einem Textverständnistest und einem Situational-Judgement-Test zusammen. Beim Situational-Judgement-Test werden kurze Beschreibungen ärztlich-relevanter Situationen abgefragt. Dabei werden im Multiple-Choice-Format jeweils fünf Handlungsmöglichkeiten angeboten. Der Test unterscheidet sich darin vom "Eignungstest für das Medizinstudium" (EMS), der in Wien und Innsbruck verwendet wird. Dieser fragt Studienfähigkeiten wie medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis, räumliches Vorstellungsvermögen und unter anderem den Umgang mit Zahlen ab.

Unterschied in naturwissenschaftlichem Bereich

Laut einer Aussendung der Medizinischen Universität Graz schnitten Männer und Frauen beim Situational Judgment und beim Textverständnis weitgehend gleich ab. Der Unterschied in den Ergebnissen ergebe sich vor allem aus dem naturwissenschaftlichen Teil. "Wir gehen nicht davon aus, dass Männer und Frauen unterschiedlich leistungsfähig sind. Die Daten weisen darauf hin, dass die Männer, die zum Test antreten, sich intensiver mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen auseinandergesetzt haben", heißt es.

Einen Grund für den Unterschied zwischen Männern und Frauen sieht die Uni Graz darin, dass die Mehrheit der Männer im Anschluss an die Matura den Grundwehrdienst absolviert und so ein Jahr mehr Zeit zur Vorbereitung hat. "Nichtsdestotrotz sind in diesem Zusammenhang auch die Schulen in der Verantwortung, beiden Geschlechtern gleiche Grundbedingungen für das spätere Studium und Berufsleben zu bieten", so Hans Peter Dimai, Vizerektor für Studium und Lehre an der Medizinischen Universität Graz. 

Gemeinsames Testverfahren

Die Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck erarbeiten derzeit ein gemeinsames Testverfahren, das bereits im Herbst 2013 erstmals zum Einsatz kommen soll, so Dimai. Aus Sicht Dimais wäre es besonders wichtig, dass soziale Kompetenzen, kognitive Fähigkeiten und sozialpsychologische Fragestellungen stärker betont werden. Das Testdesign will man Ende des Jahres präsentieren. An der Medizinischen Uni Wien werden in diesem Jahr die Tests nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Dies könnte dazu führen, dass mehr Frauen als bisher Studienplätze erhalten (derStandard.at berichtete). (APA/red, derStandard.at, 26.7.2012)