Wien - Das österreichische Schulsystem ist trotz der Differenzierung in AHS-Unterstufe und Hauptschule "durchaus durchlässig". Diesen Schluss zieht FP-Bildungssprecher Walter Rosenkranz aus der Beantwortung einer umfangreichen parlamentarischen Anfrage durch Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), wonach in den Jahren 2000 bis 2011 jeweils mehr als die Hälfte der Maturanten einer berufsbildenden höheren Schule (BHS) in der Sekundarstufe I eine Hauptschule besucht hat.

Konkret haben 55,9 Prozent der männlichen und 65,8 Prozent der weiblichen HAK-Maturanten im Alter von zehn bis 14 Jahren eine Hauptschule besucht, an den HTL sind es 61 bzw. 57,3 Prozent, an den HBLA 47 bzw. 67,6 Prozent. Lediglich an den AHS-Oberstufen (Langform) war die Mehrheit der Schüler davor in einer AHS-Unterstufe. Insgesamt kommen rund 56 Prozent der Maturanten von einer BHS. Für Rosenkranz ist damit das Argument von Befürwortern von Gesamtschule bzw. der Neuen Mittelschule (NMS) "widerlegt", dass das differenzierte Schulsystem für die Zehn- bis 14-Jährigen nicht durchlässig ist und damit Kinder aus wirtschaftlich schlechter gestellten Familien benachteiligt werden.

Kritik an Neuer Mittelschule

Eine weitere Anfragebeantwortung durch Schmied gibt Rosenkranz Anlass zu Kritik an der NMS, die bis 2018/19 die Hauptschule ersetzt: Nur elf der 698 NMS-Standorte im Schuljahr 2012/13 befinden sich an einer vormaligen AHS. Für Rosenkranz stellt sich deshalb die Frage, "ob damit nicht eine der Säulen der NMS-Konzeption schlichtweg nicht existiert".

Die Neue Mittelschule wurde 2008/09 eingeführt. Sie sollte mit stärkerer Differenzierung - etwa durch Teamteaching, bei dem zwei Lehrer gemeinsam in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch unterrichten - sowohl Schüler mit als auch ohne AHS-Berechtigung anziehen. Für diese stärkere Differenzierung, also mehr Rücksicht auf Interessen und Können der einzelnen Schüler, bekommen die Schulen zusätzliche Ressourcen vom Unterrichtsministerium. Kritiker wie die FPÖ werfen Schmied jedoch vor, sie habe mit der NMS lediglich Türschilder gewechselt. (APA, 20.8.2012)