Salzburg - Die letzte Opernpremiere dieses Sommers galt der Moderne, und das Ergebnis wird sich in der Gesamtbilanz des Festivals positiv niederschlagen. Bernd Alois Zimmermanns Soldaten sind ein Konzeptvorbote: Sie verdanken ihren Auftritt den Plänen von Intendant Alexander Pereira, jährlich ein Auftragswerk uraufzuführen. Da sich ein solches für seine erste Saison nicht ausgehen konnte nun also die Soldaten - als Zeichen, dass man nicht auf die Moderne vergisst.
Diese künstlerische Herausforderung wird in der Felsenreitschule von Regisseur und Bühnenbildner Alvis Hermanis fulminant als Drama des Menschenvernichtung gezeigt, wobei er die Geschichte um die dem Männergebrauch zugeführte Marie in den ersten Weltkrieg verlegt. Viel wesentlicher: Durch seine Idee eines ausdifferenzierten Einheitraumes gelingt es ihm, die Einzelereignisse im Sinne des Simultanen stark zu verdichten.

Eine Arbeit zwischen quälender Poesie und Drastik, jedoch ohne plakativer Plumpheit. Laura Aikin ist in der Rolle der Marie ein intensiver Sehnsuchtsmensch, Tomasz Konieczny (als ihr Verlobter Stolzius) erweist sich als ebenbürtiger Sängerdarsteller. Auch Daniel Brenna als Marie umgarnender und schließlich zerstörender „Edelmann" meistert seinen Part profund wie das gesamte Ensemble, das sich in einer nachgebauten Felsenreitschule um die sieben Pferde tummelt, die Teil der subtilen Inszenierung sind. 

Dirigent Ingo Metzmacher und die Wiener Philharmoniker leisten Gediegenes zwischen dramatischer Entladung und melancholischer Poesie. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 21.8.2012)