Alpbach - Die Versuche der Regierung, jenen Ausländern, die in Österreich einen Studienabschluss gemacht haben, den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, sind vorerst wenig erfolgreich. Über die Rot-Weiß-Rot-Card sind bisher nur 188 Bewilligungen ausgestellt worden. Das hat Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle in Alpbach bestätigt.

Einer der Gründe dürfte sein, dass diese Spezialbewilligungen nur für Abschlüsse von Master- und Diplomstudien gelten, nicht aber für die (europäischen Standards nachempfundenen) Abschlüsse auf der ersten akademischen Stufe.

"Chance verpasst"

"Rudolf Hundstorfer hat das abgelehnt", kritisierte Töchterle. Er werde einen Anlauf für neue Verhandlungen nehmen, sagte er bei einem gemeinsamen Standard-Gespräch mit Rektorenchef Heinrich Schmidinger und Margret Wintermantel, Präsidentin des deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Thema war die Frage, wie viel Migration die Unis brauchen. Laut Töchterle sei mit dem Zaudern bei der Rot-Weiß-Rot-Card "eine Chance verpasst worden, den Bachelor-Abschluss vollwertig zu machen". Während Deutschland bei anhaltendem Zustrom junger Menschen vor allem aus China und den Schwellenländern streng auf den Numerus clausus setze, "löst Österreich seine Probleme überhaupt nicht", erklärte Töchterle.

Zur Forderung von Uni-Wien-Chef Heinz W. Engl im Standard-Interview, wonach die Unis entweder mehr Geld brauchten oder Zugangsbeschränkungen, erklärte Töchterle: "Wir brauchen beides." Wintermantel sagte, sie verstehe überhaupt nicht, dass Österreich keine Zugangsbeschränkungen erlasse. "Das ist nur psychologisch zu verstehen." Schmidinger beklagte sich darüber, dass Österreich viele Ausländer, vor allem Deutsche, ausbilde, die aber nicht im Land wirksam würden.

Die SPÖ hat angedeutet, dass sie in Bezug auf Zugangsbeschränkungen bei Massenfächern gesprächsbereit sein könnte. Laut Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl müssten aber gleichzeitig Studienplätze ausgebaut werden.

Der Wissenschafts- und der Forschungsrat plädierten derweil in einer gemeinsamen Erklärung in Alpbach für die autonome Regelung des Uni-Zugangs - und damit Beschränkungen - durch die Unis selbst, die Einführung einer Studienplatzfinanzierung sowie die Wiedereinführung von Studiengebühren "in vertretbarer Höhe". (Thomas Mayer, DER STANDARD, 23.8.2012)