Wien - "Vorsichtige Unterstützung" hat Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) für das von ihr geplante Pflichtfach Ethik für alle Schüler am Dienstag von der laizistischen Initiative "Religion ist Privatsache" bekommen. Deren Vorstand Eytan Reif erwartet allerdings angesichts des "heftig betriebenen proreligiösen Lobbyismus" durch die ÖVP und deren Vorfeldorganisationen noch einen heißen Herbst in Sachen Ethikunterricht. Biochemikerin Renee Schroeder wünschte Schmied deshalb "Durchhaltevermögen gegenüber Kirchenlobbyisten und bildungsfernen Politikern".

Ethik nur als Alternative

Die gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften haben am Dienstag zwar erneut die Einführung eines Ethikunterrichts befürwortet, wie Christine Mann, geschäftsführende Leiterin des Interdiözesanen Amts für Unterricht und Erziehung in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress betonte. Allerdings wünschen sie den Besuch des Ethikunterrichts lediglich "als Alternative für diejenigen, die - aus welchen Gründen auch immer - keinen Religionsunterricht besuchen".

Vorschlag "lächerlich"

Eben dieses Ansinnen stößt bei "Religion ist Privatsache" auf harsche Kritik. Schroeder ortet einen "zynischen Totalangriff auf die Bildung in Österreich". Heinz Oberhummer, Astrophysiker und Obmann der Initiative, wertet den Vorschlag als "lächerlich, einer aufgeklärten Gesellschaft nicht würdig und politisch motiviert". "Wer heute behauptet, dass Bibel- oder Koranstunden einen gleichwertigen Ersatz für einen fundierten und weltanschaulich neutralen Ethikunterricht liefern, wird als Nächstes für den Kreationismus als Ersatz für das Pflichtfach Biologie eintreten." Oberhummer warnt außerdem davor, Religionslehrer im Ethikunterricht einzusetzen. Die Initiative "Religion ist Privatsache" werde dagegen "gegebenenfalls juristisch vorgehen", kündigte er an. (APA, 28.8.2012)