Straßburg/Bregenz - Der freiheitliche Europaabgeordnete Andreas Mölzer bedauert die Publikation einer antisemitischen Karikatur auf der Facebookseite von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. "Er hat selber gesagt, wenn er es erkennen hätte können, hätte er es nicht gebracht", sagte Mölzer am Dienstag im Gespräch mit Journalisten in Straßburg, "aber wenn man es (die Zeichnung, Anm.) genauer mit dem historisch kundigen Auge betrachtet, dann macht man Stopp."

Das gelte "nicht nur wegen der Knöpfe" am Ärmel eines dargestellten fetten Bankers in Form von Judensternen, "sondern schon wegen der ganzen Physiognomie". Wie berichtet, zeigt die Karikatur auf der Strache-Seite einen Banker, der einem Bürger nur einen Knochen übrig lässt, mit einer stilisierten Hakennase - in Nazizeiten typisch für antisemitische Hetze gegen Juden.

Dennoch glaubt Mölzer, dass Strache "hundertprozentig nichts Antisemitisches aussagen wollte", das sei "ihm passiert". Es wäre aber " schön, wenn solche Sachen bei uns (in der FPÖ) nicht passieren würden", erklärt der Abgeordnete. Grundsätzlich sehe er dass "das Geschichtsbewusstsein schwindet, vor allem bei der Jugend", befindet Mölzer, was solche Vorkommnisse begünstige.

Mölzer FP-Kollege, der EU-Abgeordnete Franz Obermayr, ergänzte zur Debatte über die antisemitische Karikatur Straches: "Ich werde mich hüten, so etwas zu verteidigen."

Bürgermeister verlässt FP

Burkhard Wachter, langjährige Bürgermeister von Vandans (Bezirk Bludenz), hat genug von der Strache-FPÖ. Der Montafoner Freiheitliche, der bei der Bürgermeisterdirektwahl 81 Prozent erreicht hatte, tritt aus Protest gegen Straches Äußerungen aus der Partei aus. Der Vorarlberger FP-Chef Dieter Egger sieht das gelassen. Wachter sei eh nicht mehr Mitglied gewesen, behauptet er.

Egger, der selbst im Landtagswahlkampf 2009 mit antisemitischen Äußerungen für Empörung gesorgt hatte, verteidigt Straches Karikaturen. Sie seien "nicht antisemitisch gemeint". VP-Klubobmann Roland Frühstück sieht Egger, der politisch instinktlos handle, "im Dunstkreis von Strache, Graf und Co" und fordert wie SP und Grüne eine glaubwürdige Distanzierung von Straches "Entgleisungen". (jub, tom, DER STANDARD, 12.9.2012)