Die politische Reformidee ist bestechend: Wenn ich zwei, drei oder mehrere Gemeinden fusioniere, brauche ich nur noch ein Rüsthaus, einen Bürgermeister, eine Verwaltung und statt vielleicht 100 nur 20 Gemeinderäte. In der Hoffnung auf derartige Einsparungspotenziale hat die steirische SPÖ-ÖVP-Koalition Gemeindefusionen zum Herzstück ihrer "Reformpartnerschaft" erklärt. Doch schon treten erste Rhythmusstörungen auf.

Das Land drückt wegen der akuten Budgetnot mit einer "Speed kills"-Manier aufs Tempo und droht mit Zwangsfusionen. Die Gemeinden bremsen und verlangen Zeit - wie aktuell der Bürgermeister von Vordernberg, der aus diesem Grund jetzt die erste obersteirische Vorzeigefusion platzen ließ. Zum Teil steckt egoistisches Kirchturmdenken dahinter, zum Teil wirkliche Besorgnis um das kommunale Gefüge. Mit den Bürgermeistern, den politischen Ansprechpartnern vor Ort, verschwinden oft auch die letzten Schulen, die Vereine, ortsspezifische Identitäten.

Und das konterkariert das zweite große Vorhaben der rot-schwarzen Reformpartner, nämlich den ländlichen Raum vor Austrocknung und Abwanderung zu bewahren. Es wäre hier - ein hoher Anspruch an die Politik - mehr Sensibilität angesagt. Sonst besteht die Gefahr, dass ein an sich wichtiges und richtiges Reformvorhaben in einem kollektiven, lokalen Aufstand gegen "die da oben" versandet.

Was sich in der Steiermark bereits anbahnt. (Walter Müller, DER STANDARD, 1.10.2012)