Wien - Eine selbstverfasste Arbeit wird künftig wesentlicher Teil der neuen Reifeprüfung sein. Sie zielt besonders darauf ab, Maturanten bei Gelingen "studierfähig" Richtung Uni entlassen zu können.

"Die Arbeit ist anspruchsvoller als eine Seminararbeit, denn in ihrem Zentrum steht eine konkrete Forschungsfrage", sagt Katharina Henz, die ein Schulbuch zu diesem Thema veröffentlicht hat. Den missverständlichen Begriff "vorwissenschaftlich" versteht sie als "eine Art Lehrlingsstück, mit dem man zur Gesellenprüfung antritt". Allerdings hätten die grundlegenden Spielregeln der Wissenschaftlichkeit ihre Gültigkeit, wodurch die Maturanten gefordert seien, einen neuen Blick einzuüben, indem sie lernen wissenschaftliches von reinem Alltagsdenken zu unterscheiden.

Henz unterscheidet zwei Arten von Wissen: Wissen erster Ordnung, Sachwissen. In seiner Fülle immer unüberblickbarer, bedarf es zu dessen Bewältigung des Wissens zweiter Ordnung, welches Lese- oder Recherchekompetenzen meint. Die durch die vorwissenschaftliche Arbeit erworbenen Fertigkeiten sollen Schüler auch für die universitäre Welt wappnen. "Wenn man Maturanten konkreter auf das vorbereitet, was sie erwartet, dann könnte das die Abbrecherquote senken und Hürden für Schüler aus bildungsfernen Schichten abbauen", sagt Henz.

Im Büro des Wissenschaftsministers ist man ganz anderer Meinung, hier sieht man in Bezug auf den Abbau sozialer Hürden kein Potenzial, zudem würden an Schulen individuell wie institutionell die Voraussetzungen für eine solche Arbeit fehlen. Daher sei von der vorwissenschaftlichen Arbeit "kaum etwas Positives zu erwarten". Der kürzlich von Töchterle formulierten Befürchtung, das Projekt würde Copy-and-paste forcieren, kann Henz nicht beipflichten - im Gegenteil: Korrektes Zitieren sei auch im Rahmen dieser Arbeit wesentlich. (Stefanie Preiner, UNI-STANDARD, 4.10.2012)