Vermeidet jede Schwere: Birgit Stöger mit Erinnerungsfotos im Solo "Eine unverheiratete Frau".

Foto: Spuma

Graz - Jean-Luc Godard nannte Une femme mariée ein "Fragment eines 1964 gedrehten Films". Von seiner hochintellektuellen Studie geht das gut eine Stunde dauernde Solo für Birgit Stöger aus. Im intimen Rahmen der Ebene 3 des Schauspielhauses schreitet Regisseur Ed Hauswirth die Grenzen der Freiheit aus, indem er unaufgeregt Thematik und Stilistik des experimentellen Kinos zitiert.

Die Posen und fragmentarischen Momente des Films nimmt er als Fotos auf; im Laufe ihres Monologs wird Birgit Stöger sie aufblättern, Wände und Tische mit ihnen bedecken, bis schließlich der ganze Raum von Erinnerungen erfüllt ist.

Schauspielerin Martha ist eine unverheiratete Frau. Mit dem Vater ihres Kindes, einem Piloten, versucht sie die Elternpflichten zu teilen. Ihr neuer Liebhaber, ein Journalist, kommt zwar dem Bild eines modernen Partners näher, die Ansprüche werden aber nicht geringer. Martha versucht den Rhythmus zu halten - "um mich geschieht ständig etwas."

Mit leichter Hand spannt Hauswirth den Bogen von einstigen verwegen-romantischen Mädchenträumen zur Realität der Künstlerin und alleinerziehenden Mutter eines Kleinkindes. Locker ignorieren die ironisch montierten Träume die großen Widersprüche. Sie handeln von Mut und Unterwerfung, von Armut und Macht, von Schönheit und Unabhängigkeit und schaffen die Folie für die Gegenwart, in der immer noch Fragmente dieser Träume die Lebenswirklichkeit von Frauen ausmachen.

Birgit Stöger vermeidet jede Schwere und jede Schärfe. Der Haupteindruck ist der einer Frau, die funktioniert. Es ist ein gewisses Schweben, das ihre Stärke ausmacht, das optimistische Ausbalancieren eben. Man kann nicht anders, als dieses Fragment amüsiert und gefasst zu bestätigen.  (Beate Frakele, DER STANDARD, 27./28.10..10.2012)