Der "Mentor" (Herbert Föttinger) und die Gattin (R. Brauer-Kvam) seines Schützlings.

Foto: Sepp Gallauer

Wien - Daniel Kehlmann bleibt seinem bevorzugten Figuren- und Handlungsfeld treu: Männliche Geistesgrößen leiden an ihrer Déformation professionelle und drangsalieren so auch ihre Umwelt.

Nach Geister in Princeton über den Mathematiker Kurt Gödel ist es in Der Mentor nun ein Großschriftsteller, der einem jungen Berufskollegen Ratschläge erteilen soll. Das geht zwangsläufig schief, und zu guter Letzt begeistert sich der abgeklärte Mentor mehr für die Gattin des Dichters als dessen Werk.

Herbert Föttingers Uraufführungsinszenierung am Theater in der Josefstadt am Donnerstagabend konzentrierte sich mit wenigen Dingen auf die gepflegte Äußerlichkeit der ungepflegten Dialoge (die beiden Herren schenken sich ein): Einmal regnet es, der Kiesel knirscht. Gartenmöbel sind die einzigen Requisiten.

Der erschwerende Umstand des Abends war, dass Hauptdarsteller Michael Degen kurz vor der Premiere krankheitsbedingt ausfiel und Föttinger den Titelpart übernahm. Ein Höllenritt, den er wahrlich meisterte. Er rettete somit den Premierentermin. Dafür gab es viel Applaus, ebenso für den Autor.

Doch bei aller Mühe: Die Komödie hinterlässt einen chauvinistischen Nachgeschmack.  (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 9.11.2012)