Wien - Am Freitagabend wurde im Parlament ein Entschließungsantrag mit der Forderung nach der "Täglichen Turnstunde" in den Schulen verabschiedet. Das Besondere daran: Erstmals wurde ein Antrag von sechs Parteien (inklusive Team Stronach) gemeinsam eingebracht - und auch gemeinsam beschlossen.

Auch Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) ist für mehr Sport in der Schule. Ihr Hauptargument gegen eine tägliche Turnstunde für alle acht Schulstufen ist ein finanzielles: 200 Millionen Euro jährlich zusätzlich für Personal würde diese Maßnahme kosten. Dazu kämen noch 100 Millionen Euro für Aus- und Weiterbildung der Trainer.

Um die "tägliche Sport- und Bewegungseinheit" realisieren zu können, setzt Schmied auf die Ganztagsschule, die "optimal für die Umsetzung" sei. Bis dahin könnten die Schulen schon jetzt autonom täglich turnen lassen.

Die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO) mit ihren 67 Mitgliedsverbänden hatte eine Initiative für die tägliche Turnstunde gestartet und mehr als 85.000 Unterschriften im Internet auf www.turnstunde.at gesammelt. "Das gibt uns Hoffnung, dass unsere Kampagne erfolgreich sein wird", sagte BSO- und ASKÖ-Präsident sowie SPÖ-Parlamentarier Peter Wittmann.

Die BSO verweist auf Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), denen zufolge die negativen wirtschaftlichen Folgen auch "indirekte Kosten, wie den Wert des Produktionsentgangs aufgrund von Krankheit, krankheitsbezogener Arbeitsunfähigkeit und frühzeitigem Versterben" umfassen. In Summe rechnet die BSO mit Kosten von 3,1 Milliarden Euro pro Jahr, die auf mangelnde Bewegung zurückzuführen seien.

Ihr Ziel formulieren die Sportvertreter so: "Wir wollen Medaillen in der Pisa-Studie und in der körperlichen Fitness gewinnen. Wenn dann irgendwann auch Olympiamedaillen daraus entstehen, wäre das schön." (nim, DER STANDARD, 17./18.11.2012)