Wien - Die Ermittlungen gegen jene britischen Journalisten, die den früheren EU-Abgeordneten Ernst Strasser (V) im Vorjahr mittels Videofalle vorgeführt haben, sind mittlerweile eingestellt worden. So gesehen würde einer Aussage der "Sunday Times"-Reporter im kommenden Montag anlaufenden Strafprozess gegen den mittlerweile zurückgetretenen VP-Politiker nichts entgegen stehen. Die Aussage ist allerdings noch nicht fix.

Aussage möglich

Vom britischen Anwalt der "Sunday Times" habe es bis jetzt keine Rückmeldung gegeben, ob die geladenen Journalisten Jonathan Calvert und Claire Newell aussagen werden oder nicht, hieß es am Montag auf APA-Anfrage im Wiener Straflandesgericht. Strasser hatte die beiden Journalisten wegen Missbrauchs von Tonaufnahme- und Abhörgeräten angezeigt. Sie ließen daraufhin verlauten, dass sie nicht aussagen wollen, so lange das Verfahren offen ist. Mittlerweile wurden die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft Wien aber eingestellt.

Die beiden Journalisten hatten sich Strasser gegenüber als Lobbyisten ausgegeben und im November 2010 mehrere Gespräche mit ihm geführt. Strasser ließ bei den verdeckt mitgeschnittenen Treffen die Bereitschaft durchblicken, für ein jährliches Honorar von 100.000 Euro die Gesetzgebung im Europäischen Parlament zu beeinflussen. Nach der Veröffentlichung der Videos musste Strasser Ende März 2011 zurücktreten. Ab 26. November muss sich Strasser deshalb wegen Bestechlichkeit verantworten. Er behauptet allerdings, er habe durchschaut, dass ihm die beiden eine Falle stellen wollten, und habe "herausfinden wollen, was die wahren Hintergründe sind". Im Prozess will Strasser daher seine Unschuld beweisen. Es gilt die Unschuldsvermutung. (APA, 19.11.2012)