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Vater-Sein will gelernt sein. Der Papa-Monat im Anschluss an die Geburt wäre ein guter Startschuss für neue Väter.

Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Den Tag, an dem eine Mutter zum ersten Mal einen ganzen Tag allein mit ihrem Säugling verbringt, merkt sie sich meist gut. Es ist das einschneidende Datum, an dem der Vater in der Früh zeitig aufsteht, sich duscht, rasiert und anzieht (alles Dinge, die in den ersten Lebenstagen eines Babys meist nicht so wichtig genommen werden) und dann zur Arbeit fährt - und die Mutter selber allein mit dem noch undurchschaubaren Säugling zurückbleibt.

Dem Vater bleibt ja keine Wahl. Denn Karenz ist für ihn derzeit erst möglich, wenn für die Mutter der Mutterschutz abgelaufen ist und wenn sie den für Österreich sehr untypischen Weg geht, zwei Monate nach der Geburt wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. 

Unterstützung für die Mutter

Klarerweise nehmen sich die meisten Väter ein paar Tage frei rund um den Geburtstermin oder eben im Anschluss an die tatsächliche Geburt. Wenn sie zu den Guten gehören, kümmern sie sich in dieser Zeit um die noch geschwächte Mutter, gehen Einkaufen, kochen stillfreundliche Menüs oder bereiten die Fläschchen zu.

Und was fast noch wichtiger ist: Sie sind da, um diese neue (Familien-)Situation gemeinsam durchzustehen - die Zweifel, die Ängste, die Unsicherheit, wenn das Kind zwei Stunden lang durchschreit oder nicht trinken will, nicht zunimmt oder die Mutter wegen Schlafmangels vom Hocker zu kippen droht. Schlussendlich muss auch der Vater erst einmal psychisch damit fertigwerden, dass ab jetzt und für sehr lange Zeit ein neuer Mensch in der gemeinsamen Mitte lebt.

Papa-Monat für alle

Die Zeit dafür sollte ihm die Gesellschaft geben. Und auch die Mütter brauchen die Unterstützung ihres Partners. Helfen kann da kein Tag Sonderurlaub und auch keine Woche aus dem jährlich erarbeiteten Urlaubsanspruch. Mit vier Wochen Papa-Urlaub als vorgezogene Väterkarenz, wie ihn Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek jüngst vorschlug, ließe sich aber bereits etwas anfangen.

Die Frauenministerin weiß, dass es bei allem, was Geschlechterverhältnisse betrifft, um die kritische Masse geht. Und die Zeit der mutigen Vorkämpfer in Sachen Väterkarenz ist vorbei - zumindest das kann man 2012 trotz geringer Väterkarenz-Zahlen (dieStandard.at berichtete) sagen.

Rutsch in der Gesellschaft

Was jetzt noch fehlt, ist ein Rutsch in der Gesellschaft, der die Babybetreuung durch Väter zum Normalfall macht. Und die Absenz von Vätern auch für Unternehmen als unangenehmes, aber letztendlich zu tolerierendes Faktum ablegt.

Dafür müssen aber viel mehr Väter ihren Job unterbrechen - und der Papa-Monat ist dabei nur eine kleine, aber sehr effektive Maßnahme zur Perforierung veralteter Rollenmuster. Ob der Papa-Monat gelingt, ist auch ein Gradmesser dafür, wie weit diese Operation schon gediehen ist. Denn wenn dem so sein sollte, werden sich doch sicher viele werdende und aktive Väter für dieses zentrale soziale Recht, an dem ihr Lebensentwurf hängt, einsetzen. Das wäre eigentlich die größte Arbeitserleichterung für Mütter: sich nicht mehr allein um die Durchsetzung familienfreundlicher Arbeitsmodelle kümmern zu müssen. (Ina Freudenschuß, dieStandard.at, 20.11.2012)