Jetzt hat Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll den Druck erhöht. Das Flüchtlingslager Traiskirchen werde gesperrt, sollten die säumigen Länder bis Ende November nicht genug Grundversorgungsplätze zur Verfügung stellen, droht er. Eine spätherbstliche Zuspitzung scheint möglich - und obwohl der Zorn auf die unkooperativen Länder berechtigt ist: Es besteht Gefahr, dass der Streit auf Kosten der Betroffenen geht.

Denn was würde wirklich geschehen, sollte das Lager aus baupolizeilichen Gründen eine Teilschließung auferlegt bekommen? Da es sich offenbar auch bei den Kasernen spießt, dürften dann die Containerdorfpläne des Innenministeriums schlagend werden: Flüchtlinge sollen - zu Winterbeginn - aus den gemauerten Traiskirchner Örtlichkeiten in behelfsmäßige Unterkünfte wechseln, auf die sie dann vielfach, da sie ja nicht arbeiten dürfen, rund um die Uhr angewiesen sein werden. Auch wenn es, wie vielfach betont wird, Container von guter Qualität gibt: eines reichen Staates wie Österreich ist das unwürdig!

Da wäre es - mit Verlaub und trotz Politstreits - immer noch humaner, die relative Überfüllung Traiskirchens vorübergehend in Kauf zu nehmen. Tatsächlich wird derzeit auf Grundlage von Belagszahlen um die 1450 Flüchtlinge von Unzumutbarkeit gesprochen, die im Vergleich zwar hoch, aber nicht katastrophal erscheinen: Vor zehn Jahren drängten sich in Traiskirchen mehr als 3000 Menschen. (Irene Brickner, DER STANDARD, 22.11.2012)