Ein Mädchen namens Prinzessin (Lena Brandauer, li.) und die Figuren ihrer bösen Träume.

Foto: Fernando Romero

Wien - Ein Stück, das in die familiären und schulischen Zwänge eines Teenagers hineinführt, muss das Knigge-Vokabular gelegentlich ad acta legen. "Gusch, Barbie!" muss einmal gesagt sein. Und wenn Klassenkameradin "Super Tussi Olga" wieder mobbt, helfen kleinlaute Töne auch nichts. Dann wird unzensuriert gerappt; Sprachpolizei, hör weg: "So what the fuck is the problem with you?!" (Musik: Christian Brandauer)

Das Jugenddrama "Ich bin Viele" von Natalija Jurkovic Brandauer, im Dschungel Wien soeben uraufgeführt, macht mit Bedrängnissen bekannt, denen Teenager im Privaten wie Schulischen ausgeliefert sind. Schülerinnen und Schüler stehen selber auf der Bühne (Verein Kinder und Jugendliche auf der Bühne) und spielen mit jener jeweils eigenen Energie, die es aufzuwenden gilt, wenn man sich gegen Zuschreibungen von außen zu wehren hat.

Pillen helfen nicht

Ein Mädchen namens Prinzessin (Lena Brandauer) kämpft mit den Konflikten zu Hause - Vater (Lucy McEvil) ist Transvestit, Oma (Lilly Prohaska) goutiert das mitnichten -, sie kämpft mit dummen Schulwitzen und mit der Rolle der Julia, die sie beim Schultheater spielt.

Gegen den Druck von allen Seiten und das schlechte Gefühl helfen Pillen auf Dauer leider nicht. Mit einem Mix aus psychedelischen Videos und choreografischen Sequenzen findet Jurkovic Brandauer (auch Regie) dafür passende Bilder, ohne besserwisserisch zu agieren.

Je länger die Jugendlichen spielen (der Auftakt mit dem Amy-Winehouse-Papa war zäh), umso besser und konzentrierter wird es. Man wird Zeuge einer Erhebung voller markiger Sprüche, denen beizupflichten leichtfällt: "Ich hoff, die Depperten sterben bald aus!" (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, Szenario, 1./2. Dezember 2012)