Nach sieben Tagen und fast 1.700 Kilometern erreicht die GS Trophy wieder ihren Ausgangspunkt Trailanqui. Und nun steht auch der Sieger fest

In der Nacht sind ein paar Chilenen zur GS Trophy gestoßen. Irgendwie haben sie erfahren, wo wir nächtigen, haben Zelte auf ihre 12er GSn gepackt und etwas vom Geist der Trophy mitgenommen. Obwohl alle Nationen für sich kämpfen, ist der ganze Tross ein großes gemeinsames Team. Und alle Fahrer mussten Helme signieren. Was ihnen sichtlich leicht gefallen hat.

Foto: bmw

Gefallen hat auch das Wetter, als wir in der Früh auf den Vulkan Villa Ricca gefahren sind. Eine Schotterstraße, die am Anfang noch so beschaffen war, wie die meisten Schotterstraßen hier - wo man mit jedem Auto fahren kann - wuchs sich die letzten Kilometer zu einer Art Enduro-Sonderprüfung aus. Große Steine liegen im Weg, der steil ist und enge Kehren hat. Genau das richtige Gelände für die GS Trophy-Teilnehmer.

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Eine ähnlich einfache Übung ist auch die zweite Sonderprüfung des Tages, und sie ist auch ähnlich spektakulär. "The Horse is Dead" nennt sie Mister-GS Trophy Tomm Wolf, der eine R 1200 GS vor einen wilden Anhänger spannt und eine Pylonenstraße aufstellt. Doch entweder ist die Strecke zu breit, oder die Fahrer sind zu gut - jedenfalls schafft diese Aufgabe jedes Team, ohne einen Fehler zu machen.

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Ganz anders hat es bei der ersten Sonderprüfung ausgeschaut. Da mussten die Teilnehmer mit einem Becher, randvoll mit Wasser, über eine Hängebrücke. Eine chilenische Hängebrücke. So eine, wo man sofort sieht, wer Höhenangst hat und wer nicht. Über 100 Meter tief reißt die Schlucht unter der Brücke auf, in ihr arbeitet sich ein reißender Fluss in Richtung Meer.

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Und während der Sonderprüfung pritscheln die Teilnehmer weiteres Wasser in die Fluten. Sie müssen auf Zeit die randvollen Becher hin und zurück transportieren. Machen wir es kurz: Das war nicht die Sternstunde des Team Alps. Sie brachten wenig Wasser ins Ziel, waren dafür aber bei Weitem nicht die Schnellsten.

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Willy Schmidtmayr kämpfte mit dem Handicap seiner Schulterverletzung, konnte sich nicht richtig festhalten, Martin Anrig hat etwas Höhenangst. Nicht schlimm, aber genug, um sich nicht voll und ganz auf die Prüfung konzentrieren zu können. "Das eine Ende der Brücke war schlimm", sagt Willy im Ziel, "Dort hängen die Planken extrem schief, dass ich mich jetzt wundere, dass die Brücke immer noch hält, nachdem alle Teams darübergelaufen sind."

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Willy muss auch bei der letzten Sonderprüfung in den Ring. Tomm Wolf hat eine Trialstrecke in Trailanqui aufgebaut, die je ein Teilnehmer jedes Teams mit der großen GS durchfahren muss. Trial, das ist Willy - so weit sind die Positionen im Team klar.

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Und er macht seine Aufgabe fantastisch. "Ich ärgere mich sehr darüber, dass ich ganz am Anfang, wo großen Steine zu überfahren waren, gestürzt bin. Aber mit dem Rest des Laufes bin ich ganz zufrieden". Willy hat auch nach dem Hoppala die Nerven behalten und in Ruhe sein Können gezeigt.

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Doch sein Fehler am Anfang des Parcours kostete dem Team viele Plätze. Am Ende war es die zehntbeste Runde im Trialbewerb. Gewonnen hat diesen die USA vor Deutschland und Frankreich.

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Zu dem Zeitpunkt regnete es schon aus Schaffeln in Trailanqui. Chile hat anscheinend keine Freude damit, dass die Trophy nun zu Ende sein soll. Willy sieht es ähnlich: "Ich finde es schade, dass nun alles vorbei ist. Durch meine Verletzung an der Schulter konnte ich die Trophy nicht richtig genießen - eine weitere Woche, das würde mir gerade passen."

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Ins gleiche Horn stößt Armin Schnyder: "Ich würde noch gerne ein paar Tage hier bleiben und morgen auf eine Motocross-Piste gehen und dort 30 Runden in einer Sonderprüfung fahren." Was ihn an der Trophy am meisten beeindruckt hat, das war der Team-Gedanke. „Ich habe so viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen kennen gelernt, und viele von ihnen werde ich leider nie wieder treffen." Eine Woche würde auch Martin Anrig anhängen, obwohl er auch erleichtert ist, dass das Rennen nun vorbei ist.

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Was auf dieser Trophy sichtlich am Weg verloren gegangen ist, das ist der Kontakt mit den Chilenen und den Argentiniern. Wir sind mit den Motorrädern durch ihre Länder gefetzt, Zeit, sich mit den Bewohnern zu unterhalten, die Länder kennen zu lernen, blieb leider nicht. Das höchste der Gefühle war, an der Tankstelle jemanden zu treffen und mit ihr oder ihm kurz zu plaudern. Doch den Teilnehmern selbst scheint das nicht aufgefallen zu sein. Kommentiert hat es jedenfalls niemand.

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Kommentiert werden hier die Sonderprüfungen, die Tagesergebnisse. Und diese sind am letzten Tag der Trophy besonders spannend. Denn nun steht der Sieger fest: Deutschland. Das Team Alps holt sich den fünften Platz. "Die Lederne", sagt Willy leicht resignierend, "Na Hauptsache unter den Top fünf."

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Das Endergebnis der GS Trophy 2012:

1: Deutschland
2: Frankreich
3: Italien
4: Argentinien
5: Alps
6: USA
7: Kanada
8: Zentral Osteuropa
9: UK
10: Lateinamerika
...

(Guido Gluschitsch, derStandard.at, 4.12.2012)

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