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Einheitliche Tests an allen drei Medizin-Unis in Österreich sollen faire Bedingungen schaffen.

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Beim Aufnahmetest für das Zahnmedizin-Studium sollen motorische Fähigkeiten unter Beweis gestellt werden. Bewerber müssen dafür Draht zurechtbiegen.

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Die mildere Beurteilung von weiblichen Bewerberinnen bei der Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium ist endgültig vom Tisch. Wer sich künftig an einer der drei Medizin-Unis in Österreich bewirbt, wird einen einheitlichen Aufnahmetest absolvieren müssen. Auch bei der Auswertung der Ergebnisse gibt es keine Trennung nach Geschlechtern mehr.

Frauen im Nachteil

Die Medizin-Uni Wien hatte im vergangenen Jahr die Tests der Frauen milder beurteilt, um die Frauenquote zu erhöhen. Denn Frauen schneiden bei den Aufnahmetests regelmäßig schlechter ab: An der Medizin-Uni Wien waren 2011 rund 56 Prozent der Testteilnehmer Frauen, der Anteil der zum Studium zugelassenen Frauen betrug aber nur 43,1 Prozent.

Die Verantwortlichen ernteten für die getrennte Auswertung aber viel Kritik, die ÖH sprach davon, dass weibliche Bewerberinnen als "Quotenfrauen" abgestempelt würden.

Teilnahmegebühr 97 Euro

Ab Herbst 2013 gibt es nun ein vorläufiges standardisiertes und einheitliches Verfahren an den Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck. Das gaben die Vizerektoren der drei Unis am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekannt. In die Entwicklung des Tests waren Lehrende aller Medizin-Uni-Standorte einbezogen. Die Tests finden an allen drei Unis am 5. Juli 2013 statt.

Von 1. bis 20. Februar 2013 läuft die Online-Anmeldung, mit der Einzahlung der Teilnahmegebühr von 97 Euro zwischen 27. Februar und 12. März wird die Anmeldung verbindlich. Registrieren lassen können sich Bewerber jeweils nur an einer der drei Unis.

Quote verlängert

Wie bisher gehen 75 Prozent der 1.500 Medizin-Studienplätze an Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Bewerber aus der EU und fünf Prozent an Personen aus Drittstaaten. Die EU-Kommission verlängert die Medizin-Quotenregelung bis 2016, wurde am Dienstag bekanntgegeben.

Das künftige Aufnahmeverfahren umfasst sowohl Tests auf kognitive Fähigkeiten als auch Fragen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik auf Maturaniveau. Die kognitiven Fähigkeiten werden etwa durch Zahlenfolgentests, Langzeitgedächtnis-Tests, Textrechnungen und Figurenzusammensetz-Tests abgefragt.

Geschicklichkeit beim Drahtbiegen

Bei Kandidaten für das Humanmedizin-Studium trägt der Wissensteil 40 Prozent zum Testergebnis bei, Textverständnis macht zehn Prozent aus und kognitive Fähigkeiten 50 Prozent. Etwas anders sieht es bei Anwärtern auf das Zahnmedizin-Studium aus: Auch bei ihnen trägt der Wissensteil 40 Prozent zum Testergebnis bei. Allerdings absolvieren sie statt des Textverständnisteils Aufgaben zu praktisch-manuellen Fähigkeiten wie einen Drahtbiegetest (22,5 Prozent), der Test für kognitive Fähigkeiten ist kürzer (37,5 Prozent).

Beim Drahtbiegetest geht es beispielsweise darum, mit Hilfe von Zangen Figuren aus einem Drahtstück nachzubilden. Je exakter die Umsetzung, desto mehr Punkte erhält der Bewerber.

Soziale Kompetenzen

Mit dem neuen Aufnahmeverfahren ist allerdings noch nicht der letzte Schritt getan, es soll laufend weiterentwickelt werden. 2014 wird es ein zweistufiges Verfahren geben, das auch Persönlichkeitseigenschaften, sozial-emotionale und kommunikative Kompetenzen berücksichtigt. Endgültig stehen soll das neue Aufnahmeverfahren dann 2015. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 18.12.2012)