Wien - Die deutsche Plattform "Vroniplag" untersucht erstmals einen möglichen Plagiatsfall aus Österreich, wie der österreichische Plagiatsgutachter Stefan Weber am Donnerstag in seinem Blog berichtet. Es geht dabei um eine rechtswissenschaftliche Dissertation, die 2002 von der Uni Innsbruck angenommen wurde. Der Verfasser ist mittlerweile Professor an einer deutschen Universität.

Laut der Internetplattform wurden bisher auf 51 von 260 Seiten verdächtige Stellen gefunden und dabei knapp 20 Prozent des Textes als Plagiat eingestuft. Neun Seiten sollen dabei zu 50 bis 75 Prozent aus nicht ausgewiesenen Zitaten bestehen, 17 Seiten aus mehr als 75 Prozent Plagiatstext.

"Ein Trauerspiel"

Für Weber ist es "ein Trauerspiel in Serie: Schon wieder ein plagiierender Professor". Dass dieser Fall die Uni Innsbruck betrifft, ist aus seiner Sicht nicht überraschend, sei sie doch wegen ihres Umgangs mit Plagiatsvorwürfen in der Vergangenheit "ein Fall für die Korruptionsstaatsanwaltschaft".

An der Uni Innsbruck will man zum konkreten Fall "wegen des Amtsgeheimnisses" gegenüber der APA nichts sagen. Prinzipiell sei es aber so, dass die Behörde in jenen Fällen, wo sie über Plagiatsvorwürfe Informationen erhält, ein Prüfungsverfahren einleite. Webers Vorwurf, die Uni gehe solchen Vorwürfen nicht seriös nach, weist der Sprecher der Uni zurück: Jeder Fall werde auf Basis von (meist extern vergebenen) Gutachten bewertet. Die Rechtsabteilung der Uni soll nun klären, ob gegen Weber wegen seiner Anschuldigungen juristisch vorgegangen werden kann.

"Vroniplag" seit 2011 aktiv

Die Plagiatsjäger von "Vroniplag" sind seit 2011 aktiv, damals wurde kollektiv die Dissertation von Veronica Saß, Tochter des langjährigen CSU-Chefs Edmund Stoiber, auf ohne Quellenangabe übernommene Textpassagen untersucht. Saß wurde der Doktortitel später aberkannt. Auch bei den FDP-Europapolitikern Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis und der FDP-Politikerin Margarita Mathiopoulos führten Vorwürfe auf "Vroniplag" zu einer Prüfung der Dissertationen durch ihre Unis und schließlich zur Aberkennung des Titels. (APA, 21.2.2013)