"Moby-Dick" ist die erste von vielen Kinderopern, die im Muth stattfinden sollen.

Foto: Lukas Beck

Wien - Es trifft sich natürlich gut, wenn die Wiener Sängerknaben Matrosen spielen, gehört doch ein entsprechendes Gewand zu ihrem Erkennungszeichen. Zunächst tragen die Buben jedoch Alltagskleidung, erst auf das Kommando "Freeze!" verwandeln sie sich in die Besatzung der Pequod.

Nach dem Ablegen wird schnell klar, dass sich Raoul Gehringer (Musik) und Tina Breckwoldt (Libretto) einen schwierigen Stoff ausgesucht haben. Immerhin ist der Roman 900 Seiten stark und erzählt von menschlichen Abgründen: Kapitän Ahab brennt auf Rache an dem weißen Wal. Und: Der Ernst des Romans wird von der Inszenierung im Muth kaum gebrochen.

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Kinderoper Moby-Dick eher eine von Kindern für Erwachsene ist. Dabei ist das Programmheft durchaus kindgerecht: Neben einem "Kleinen nautischen Lexikon" finden sich darin die Leitmotive erklärt. Die Beschreibung der Bilder ist nicht nur liebevoll, sondern auch nützlich, weil die Wogen des Orchesters mehr als einmal die Stimmen auf der Bühne übersteigen - da hilft auch die großartige Akustik im Muth nicht. Didaktische Unterstützung kann sicher nicht schaden.

Die Gesangsleistungen der Buben sind durchwegs erstaunlich; die Musik ist anspruchsvoll und vermittelt geschickt zwischen Nachdenklichkeit und dem Silberstreif am Horizont. Auch ein Anklang an die Popkultur lässt sich finden, allerdings ausgerechnet im verrückten Seher Elias: Er rappt mehr als er singt.

Es ist schön, wenn am Ende die Sonne durchbricht. Hier muss nur Kapitän Ahab sterben. Die restliche Besatzung taut im gelben Licht zu ausgelassenen Tänzen auf. (Roman Gerold, DER STANDARD, 26.2.2013)