ÖVP-Justizsprecher Michael Ikrath hat sich für die Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsräten ausgesprochen.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Entgegen der ÖVP-Parteilinie hat sich ÖVP-Justizsprecher Michael Ikrath für die Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsräten ausgesprochen. Trotz jahrelanger Diskussion sei der Frauenanteil in Aufsichtsräten bescheiden, für den Abgeordneten ist daher klar: "Ohne Quote würde die Gleichstellung zu lang dauern."

Ikrath verwies auf die von der EU-Kommission geplante Quote von 40 Prozent in Aufsichtsräten bis 2020. Hierzu brauche es allerdings noch die Zustimmung von EU-Parlament und den einzelnen Mitgliedsstaaten. "Statt also rechtzeitig zum Internationalen Frauentag wieder die üblichen Sprechblasen abzusetzen, sollten wir diesen Vorschlag einfach unterstützen und ein entsprechendes Abstimmungsverhalten anregen", so Ikrath, der neben seiner parlamentarischen Tätigkeit auch als Sparkassen-Generalsekretär fungiert. Nur eine Quote würde sicherstellen, dass die Gremien "zügig mit einer ernst zu nehmenden Zahl von Frauen" besetzt werden.

Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist für Ikrath von zentraler Bedeutung und 50 Prozent des weiblichen Talentepools würden derzeit nicht genützt: "Wir fordern ständig Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes und währenddessen bleibt das Potenzial qualifizierter Frauen weitgehend ungenutzt."

SPÖ und Grüne erfreut über "Sinneswandel"

Der ÖVP-Justizsprecher verwies auf die jüngsten Daten, wonach der Frauenanteil in heimischen Aufsichtsräten der Top 200 Unternehmen bei elf Prozent, bei den börsenotierten Gesellschaften nur neun Prozent beträgt. Dies liege daran, dass nach den Frauen gar nicht Ausschau gehalten wird, meinte Ikrath.

Sehr erfreut über diesen "Sinneswandel" zeigt sich die SPÖ-Frauensprechering Giseal Wurm. "Dass der VP-Justizsprecher sich für eine Frauenquote in Aufsichtsräten ausspricht, wie die EU-Justizkommissarin Viviane Reding und auch die SPÖ-Frauen dies seit langem fordern, ist ein äußerst positives Signal", so Wurm in einer Aussendung.

Auch die Frauensprecherin der Grünen, Judith Schwentner, ortet ein Umdenken innerhalb der ÖVP. "Es ist schön, dass es mit Justizsprecher Ikrath nun einen Abgeordneten aus den Reihen der ÖVP gibt, der die starre ÖVP-Linie gegen Quoten auch in der Öffentlichkeit nicht länger mitträgt. Es bleibt zu hoffen, dass dies der Anfang eines Umdenkprozesses in der ÖVP ist. Denn das Festhalten an überkommenen und veralteten Positionen bietet keine Zukunftsperspektiven", so Schwentner via Aussendung.

Mitterlehners Ängste

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ist gegen die von der EU-Kommission vorgeschlagene Frauenquote für die Privatwirtschaft. Dies wäre inmitten schwieriger Konjunkturentwicklungen ein falsches Signal, hatte er in der Vergangenheit erklärt.

Anders sieht dies im staatsnahen Bereich aus, hier hat sich die Bundesregierung im März 2011 verpflichtet, den Frauenanteil in Aufsichtsgremien der Unternehmen, an denen der Bund mit 50 Prozent und mehr beteiligt ist, bis Ende 2013 auf 25 Prozent zu erhöhen. Bis Ende 2018 soll der Anteil auf 35 Prozent angehoben werden. (APA, red, dieStandard.at, 8.3.2013)